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Hochschulsektor
Studie zeigt hohen Stellenwert internationaler Kooperationen

Eine weltweite Studie offenbart eine hohe Priorität der Internationalisierung des Hochschulbetriebs. Sie zeigt Leitlinien und Herausforderungen auf.

10.04.2024

Eine aktuelle Studie der International Association of Universities (IAU) offenbart die wachsende Bedeutung der Internationalisierung im Hochschulsektor weltweit. Rund 77 Prozent der befragten 722 Hochschulen aus 110 Ländern räumen der Internationalisierung eine hohe Priorität ein. 

Die Ergebnisse des sechsten Global Survey der IAU, an dem auch deutsche Hochschulen teilnahmen, zeigen deutliche regionale Unterschiede und Herausforderungen. 

Aufbau von Kooperationen und interkulturellen Kompetenzen 

Als wichtigste Ziele der Internationalisierungsstrategien nannten die befragten Hochschulen den Ausbau internationaler Kooperationen sowie die Stärkung interkultureller Kompetenzen. Rund 77 Prozent haben eigene Strategien entwickelt, 80 Prozent klare Ziele formuliert und 75 Prozent ein Monitoring implementiert. Finanzielle Ressourcen und Visabeschränkungen wurden dabei als Haupthindernisse genannt, wobei Nordamerika besonders unter letzteren leidet. 

Ein zentraler Bereich der Umsetzung ist die Beteiligung an internationalen Forschungsprojekten, wobei öffentliche Hochschulen hierbei führend sind. Allerdings zeigt sich in Subsahara-Afrika noch eine geringere Beteiligung. Deutsche Hochschulen sehen den Mehrwert internationaler Kooperationen vor allem im institutionellen Reputationsgewinn, aber auch Risiken wie eine erhöhte Arbeitsbelastung und ökologische Folgen werden benannt. 

Studie: Europa erzeugt höchstes Interesse  

Geografische Prioritäten spielen ebenfalls eine Rolle, wobei Europa bei 75 Prozent der Befragten als wichtigste Region für die Internationalisierung gilt. Finanzierung durch den institutionellen Etat ist weltweit die Hauptquelle, während in Subsahara-Afrika internationale Organisationen und ausländische Regierungen eine größere Rolle spielen. 

Die Studie zeigt auch, dass die Bedeutung bestimmter Internationalisierungsaktivitäten in den letzten fünf Jahren zugenommen hat. Insbesondere internationale Forschungskooperationen sind stark gefragt. 

Internationale Ausrichtung von Lehre und Lernen 

Auch die Internationalisierung von Lehr- und Lerninhalten verzeichnet hohe Zuwächse. Drei Viertel der Befragten (75 Prozent) gaben an, dass die Bedeutung der Internationalisierung des Lehrplans an ihrer Institution in den letzten fünf Jahren spürbar zugenommen habe. Diese Entwicklung wurde in allen Regionen festgestellt, wobei vor allem eine leicht erhöhte statistische Eindeutigkeit verzeichnet wurde. 

Besonders hervorzuheben ist der Anstieg der Bedeutung von Online-Aktivitäten, die internationale Perspektiven der Studierenden fördern. Virtuelle Austauschprogramme, kollaborative Projekte und virtuelle Praktika sind hierbei die herausragenden Praktiken, die an den meisten Hochschulen weltweit an Bedeutung gewinnen. 

Über die Hälfte der Befragten (51 Prozent) gab an, dass ihre Institution internationale Lernergebnisse oder Abschlusskompetenzen definiert hat. Dabei sind private Bildungseinrichtungen (61 Prozent) in dieser Ausrichtung tendenziell stärker ausgeprägt als öffentliche (44 Prozent). Unterschiedliche Herangehensweisen wurden festgestellt: Privatuniversitäten setzen eher auf eine zentralisierte Definition auf institutioneller Ebene, während öffentliche Institutionen die Kompetenzdefinition stärker auf Fakultätsebene delegieren. 

Eine gestiegene Bedeutung wurde auch bei außerschulischen Aktivitäten festgestellt, insbesondere im Bereich der interkulturellen Veranstaltungen und virtuellen internationalen Austauschprogramme. Diese Entwicklung spiegelt sich in einer verstärkten Interaktion zwischen Studierenden aus verschiedenen Ländern wider. 

Internationalisierung der Forschung: Chancen und Risiken 

Die Internationalisierung der Forschung ist ebenfalls von zunehmender Bedeutung. Institutionen, die einen ausgewogenen Fokus auf Lehre und Forschung haben, sind in der Mehrzahl (65 Prozent). Öffentliche Hochschulen sind tendenziell stärker in internationale Forschung involviert als private. Die regionale Analyse zeigt, dass "Brain Drain" eindeutig das größte Risiko in der Region Subsahara-Afrika darstellt, wo es von drei Vierteln der Hochschulen als Hauptgefahr ausgewählt wurde. 

Die wichtigsten Finanzierungsquellen für internationale Forschung sind internationale Organisationen, staatliche Förderagenturen sowie institutionelle Eigenmittel. Öffentliche Einrichtungen haben hierbei einen Vorteil bei der Einwerbung von Mitteln im Vergleich zu privaten Hochschulen. 

Eine enge Verknüpfung zwischen Internationalisierung und gesellschaftlichem Engagement wurde von der Mehrheit der Befragten (60 Prozent) bestätigt. Dies spiegelt sich in der Organisation internationaler Veranstaltungen und der Förderung von Entwicklungsprojekten wider. 

Geopolitischer Einfluss tendenziell ungleich verteilt 

Der Einfluss politischer Beziehungen auf die internationale Forschung ist vor allem in Europa und Nordamerika spürbar. Jedoch sollte die Interpretation dieser Ergebnisse mit Vorsicht erfolgen, da die Antworten der Bildungseinrichtungen uneinheitlich ausfielen. 

Wie ScienceIBusiness berichtet, sei der Einfluss geopolitischer Veränderungen auf die internationale Forschung in Europa und Nordamerika dennoch recht auffällig, da mehr als die Hälfte der Universitäten aus diesen Regionen demnach angegeben hätten, dass sie Partnerschaften entweder aufgrund neuer staatlicher Vorschriften oder auf eigene Initiative eingeschränkt hätten. 

Dies sei laut ScienceIBusiness auch darauf zurückzuführen, dass in den G7-Ländern etliche neue Sicherheitsmaßnahmen eingeführt worden wären, getrieben von der Angst, dass Wissen zu einem technologisch und militärisch aufstrebenden China durchsickern könnte. Zuletzt hätte die EU-Kommission die Universitäten aufgefordert, ihre Forschungssicherheit weiter zu verschärfen, während in den USA die “National Science Foundation“ ein neues Sicherheitsberatungszentrum plane. Dies entspräche einer "Kalter-Krieg-Logik", die nicht alle Länder teilten.

Zukünftige Herausforderungen und Prioritäten 

Angesichts einer zunehmend vernetzten Welt stehen Hochschulen vor neuen Herausforderungen und müssen ihre Internationalisierungsstrategien entsprechend anpassen. Maßnahmen zur Unterstützung von Zufluchtsuchenden und Migrantinnen und Migranten sowie die Förderung nachhaltiger Entwicklung und Inklusion stehen hierbei im Fokus. 

Die Ergebnisse des 6. IAU Global Survey liefern wertvolle Einblicke in die aktuellen Trends und Herausforderungen der Internationalisierung im Hochschulbereich. Trotz einiger Limitationen bieten sie eine solide Grundlage für weitere Forschung und Aktivitäten zur Förderung der globalen akademischen Zusammenarbeit.

Dieser Artikel wurde am 10.4. um 10:40 Uhr aktualisiert. Erstmals veröffentlicht wurde er am 4.4. 

cva