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Internationales Förderprogramm
Die Vision der Europäischen Universitäts-Vereinigung für FP10

Die EUA veröffentlicht ihre Vision zur Gestaltung des zehnten Rahmenprogramms für Forschung und Innovation der EU. Sie formuliert zehn Empfehlungen.

08.04.2024

Das nächste Forschungs- und Innovationsrahmenprogramm der Europäischen Union, derzeit bekannt als FP10, befindet sich in der frühen Entwurfsphase. Die Diskussionen laufen derzeit in der Task Force des Europäischen Forschungsraums- und Innovationsausschusses (ERAC). Die Europäische Kommission wird voraussichtlich bis Mitte 2025 einen Vorschlag vorlegen. 

Mit angemessener Finanzierung und Struktur könne das zehnte Rahmenprogramm für Forschung und Innovation (FP10) der Europäischen Union mehr sein als nur ein Finanzierungsinstrument – so die Europäische Universitätsvereinigung (EUA) in ihrer aktuellen Pressemitteilung. Das neue Rahmenprogramm könne ein Katalysator für exzellente, kooperative, inklusive und wirkungsvolle Forschung und Innovation (F&I) in ganz Europa sein. 

In ihrer strategischen Vision für FP10 "Den Weg für eine wirkungsvolle europäische F&I" beschreibt die EUA Europa als Vorreiterin in neuen Erkenntnissen und Entdeckungen, die dem Kontinent ermöglicht, globale Herausforderungen wirksam anzugehen. 

10 Empfehlungen für ein Europa als Innovations-Vorreiterin 

Mit einem besonderen Fokus auf dem Budget des Programms, seiner Struktur, den Kernprinzipien und Querschnittsthemen umfassen die wichtigsten Empfehlungen der EUA an europäische Entscheidungsgremien sicherzustellen, dass der Nachfolger von Horizont Europa Forschung und Innovation an die Spitze des gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Fortschritts stellt: 

  1. Bereitstellung eines ausgewogenen Mix aus Unterstützung für Grundlagenforschung, angewandte Forschung und Innovation. 
  2. Erhöhung des Budgets auf 200 Milliarden Euro. 
  3. Sicherstellung einer zweckgebundenen Finanzierung. 
  4. Bereitstellung von mehr Fördermöglichkeiten für kleinere, kooperative Forschungsprojekte. 
  5. Stärkung der Synergien zwischen Förderinstrumenten und Programmen. 
  6. Förderung von Exzellenz in ganz Europa, um die Kluft in der F&I zwischen Ländern zu überbrücken. 
  7. Vereinfachung des Programms und seiner Regeln für die Teilnahme. 
  8. Sicherstellung verantwortlicher Offenheit als Standardoption für globale Zusammenarbeit. 
  9. Verbesserung der Kommunikation, Verbreitung und Nutzung von Forschungsergebnissen. 
  10. Stärkung der Beteiligung von F&I-Akteurinnen und -Akteuren in allen Phasen der Programmplanung.

Immenses Veränderungspotential für alle Menschen 

Paul Boyle, Vizepräsident der EUA, führte aus, dass: "Die Möglichkeiten für FP10, eine tiefgreifende Veränderung für das Leben der Menschen in ganz Europa zu bringen, immens sind. Die Vision der Europäischen Universitätsvereinigung für FP10 präsentiert daher eine detaillierte Analyse, die zahlreiche Vorschläge identifiziert, die dazu beitragen werden, dieses Programm noch erfolgreicher zu machen als seinen Vorgänger. Wir freuen uns darauf, diese Diskussion mit der Europäischen Kommission, den Mitgliedstaaten und den Mitgliedern des Europäischen Parlaments sowie einer breiten Palette unserer Mitakteure fortzusetzen". 

Inspiriert von umfangreichem Feedback der Mitglieder der EUA sei die Vision "Den Weg für eine wirkungsvolle europäische F&I" von einer engagierten Gruppe von Universitätsleitungen sowie F&I-Expertinnen und -Experten aus der Mitgliedschaft der Vereinigung in ganz Europa formuliert worden. 

Astrid Söderbergh Widding, Mitglied des EUA-Vorstands, habe diese Gruppe geleitet. Die Gruppe habe aktuelle und aufkommende Trends sowie die Lehren aus dem bisherigen Förderprogramm "Horizon Europe" und dem breiteren europäischen F&I-Landschaft untersucht, um zu ermitteln, was in das zehnte Rahmenprogramm für Forschung und Innovation hinzugefügt, modifiziert oder entfernt werden sollte, um seine ehrgeizigen Ziele erreichen zu können. 

Söderbergh Widding reflektierte resümierend: "Das Rahmenprogramm der Europäischen Union für Forschung und Innovation muss mehr sein als nur ein Finanzierungsinstrument. Vielmehr sollte es den Weg für Europa als kraftvollen Agenten in F&I ebnen – in Exzellenz und Wirkung, in Zusammenarbeit und Inklusion und in der Bewältigung globaler Herausforderungen. Mit diesen Empfehlungen verpflichtet sich der Universitätssektor zu einem gemeinsam gestalteten FP10, der für die Zukunft der EU und der Welt so dringend erforderlich ist". 

Weitere Stimmen und Einschätzungen zu FP 10 

Laut ScienceIBusiness wolle das Europäische Parlament die "Vielfalt der Instrumente von 'Horizon Europe' im RP10, dem nächsten Rahmenprogramm ab 2028, beibehalten, sagte die Europaabgeordnete Maria da Graça Carvalho Mitte März beim "R&I-Treffen" in Brüssel, nachdem wiederholt eine Straffung des Programms gefordert worden war. 

Die Klagen nach einer Straffung spiegelten zum Teil die Besorgnis über die Kürzung des Forschungsbudgets wider, berichtet ScienceIBusiness. Europaabgeordnete, darunter Carvalho, forderten eine Verdoppelung des Budgets des RP10 auf 200 Milliarden Euro, aber dies scheine unwahrscheinlich, nachdem die Mittel für "Horizont Europa" bei der jüngsten Halbzeitüberprüfung des EU-Haushalts um mehrere Milliarden gekürzt wurden. 

Anfang Februar einigten sich die EU-Staats- und Regierungsleitungen in Brüssel darauf, dass "Horizon Europe" eine Budgetkürzung von 2,1 Milliarden Euro bei den bisher vorgesehenen 95,5 Milliarden Euro erfahren soll, unter anderem da 1,5 Milliarden Euro sollen für Verteidigungsforschung umgeleitet werden. "Wir bedauern zutiefst die enthaltenen Kürzungen der Mittel für 'Horizon Europe', unser erfolgreiches gemeinsames Forschungs- und Entwicklungsprogramm. Eine Rücknahme der Investition in diesem Bereich kann nicht der Weg sein, um Wachstum und Arbeitsplätze in unserer Region zu sichern", bemängelte Johan Van Overtveldt, Vorsitzender des Haushaltsausschusses, bei der damaligen Pressekonferenz. 

Forschungskommissarin Iliana Ivanova habe beim Treffen in Brüssel deutlich gemacht, dass die Ergebnisse der Evaluierung von "Horizont 2020" zeigten: "Wir müssen mehr tun, um die Beteiligung zu erweitern, zur weiteren Vereinfachung, für die Verbreitung, um die Nutzung und Umsetzung der Ergebnisse zu verstärken, die Beteiligung von Frauen zu unterstützen und um Synergien mit anderen Initiativen zu stärken". In einem kürzlich stattgefundenen Meinungsaustausch mit dem Industrie- und Forschungsausschuss des Europäischen Parlaments sagte Ivanova, dass das Vorgängerprogramm von "Horizon Europe", "Horizon 2020", erheblich unterfinanziert war und zusätzliche 159 Milliarden Euro benötigte, um alle hochwertigen Vorschläge zu finanzieren – "Forschung & Lehre" berichtete

Die Ministerinnen und Minister für Forschung- und Innovation der EU hätten die Notwendigkeit eines stabilen Haushalts betont, stünden jedoch vor einem harten Kampf, die nationalen Regierungen davon zu überzeugen, keine Mittel in andere Bereiche wie die Verteidigung zu verlagern

cva