Das Foto zeigt den Campus Bielefeld der HSBI.
HSBI/Andreas Jon Grote

Landesregierung NRW
NRW-Hochschulbau soll schneller und günstiger werden

Zwischen Planung und Umsetzung eines Projekts liegen derzeit zehn bis 15 Jahre. NRW stellte nun die "Neue Masterplanung im Hochschulbau" vor.

18.04.2024

Das Ministerium für Kultur und Wissenschaft, das Ministerium der Finanzen und der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW haben ihre Pläne für grundlegende Änderungen im Hochschulbau vorgestellt: Die neue Formel sei "schneller, günstiger, verbindlicher, mehr". Anhand dreier Auftakt-Hochschulen – die Universität Duisburg-Essen, die Universität Paderborn und die Hochschule Bielefeld – soll das neue Vorgehen zunächst erprobt werden. Die drei Hochschulen repräsentieren die Bandbreite der Hochschullandschaft Nordrhein-Westfalens: Neben einer sehr großen Universität mit mehreren Standorten (Universität Duisburg-Essen) ist auch eine eher kleinere Campus-Universität (Universität Paderborn) und eine Hochschule für Angewandte Wissenschaften (Hochschule Bielefeld) dabei.

"Mit Geld allein werden wir den Investitionsstau nicht bewältigen."

NRW-Wissenschaftsministerin Ina Brandes

"Ein erheblicher Teil unserer Hochschulen wurde in den 1960er und 1970er Jahren gebaut und ist inzwischen stark sanierungsbedürftig. Mit Geld allein werden wir den Investitionsstau nicht bewältigen. Wir brauchen neue Verfahren, die Planung, Genehmigung und Bau beschleunigen," so Wissenschaftsministerin Ina Brandes. Die bisherige Grundlage für Neubauten an Hochschulen, die Hochschulstandortentwicklungsplanung (HSEP), beschreibt, wie eine Hochschule in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren aussehen soll. Das habe sich als nicht praktikabel erwiesen, weil sich die Planung oft so lange hinzieht, dass sie bei Fertigstellung schon wieder überholt ist und Anpassungen vorzunehmen sind.

Verbindliche Budget-Obergrenze

Hier will die Masterplanung ansetzen: Eine deutliche Zeitersparnis – laut dpa etwa 30 Prozent – sei insbesondere in den langwierigen Planungs- und Genehmigungsphasen zu erzielen. Entscheidende Punkte der Masterplanung sind die Konzentration auf aktuell notwendige und kurzfristig umsetzbare Bauprojekte und eine vertraglich garantierte Budget-Obergrenze, welche den Hochschulen Planungssicherheit verschaffe. Innerhalb des vereinbarten Budgets seien die Hochschulen dann frei in der Umsetzung. Doch nicht nur für die Hochschulen ergeben sich Vorteile: Über die verbindliche Kosten-Obergrenze hinaus werde das Land dann nicht mehr ausfinanzieren, erläuterte die dpa das neue Konzept. Zudem schütze die schnellere Umsetzung vor Baukosten-Explosionen.

In NRW sollen damit Forderungen umgesetzt werden, die auch schon in anderen Bundesländern geäußert wurden. So fürchtet man zum Beispiel in Baden-Württemberg, dass der Wissenschaftsstandort aufgrund des großen Sanierungsstaus gefährdet sei. Auch hier war schon laut darüber nachgedacht worden, den Hochschulen die Bauherreneigenschaft und damit eigenes Budget zu übertragen, wie F&L berichtete. Ein Masterplan zum Abbau des Sanierungsstaus sei erforderlich, ansonsten könne man nicht von der Klimaneutralität der Landesgebäude träumen, zitierte die dpa den FDP-Hochschulexperten Timm Kern.

"Hochschule der Zukunft"

Welche Bauvorhaben die drei NRW-Hochschulen im Rahmen des Pilotprojekts nun konkret angehen, ist noch zu klären. An Ideen mangelt es sicher nicht: So plant die Hochschule Bielefeld schon seit Längerem einen Erweiterungsbau in der Nähe des Hauptgebäudes, um sich nicht weiter zu "zersiedeln". Im 2023 erschienenen Jahresbericht für 2022 hält die Präsidentin Ingeborg Schramm-Wölk fest, man sehe darin "die Chance, nachhaltig konzipierte Räume für kollaborative Lehr- und Lernformate zu schaffen und architektonisch modellhaft die 'Hochschule der Zukunft' in Bielefeld zu bauen".

In diesem Jahr stehen nach Angaben des Wissenschaftsministeriums 3,6 Milliarden Euro an Landesmitteln für Hochschulbau und -sanierung in NRW zur Verfügung. Der Sanierungsstau an den NRW-Hochschulen wird laut dpa auf über zehn Milliarden Euro geschätzt. NRW hat insgesamt 77 Universitäten und Hochschulen – darunter öffentlich-rechtliche, private, kirchliche, Kunst-, Musik- und Verwaltungshochschulen.

hes/dpa