Auf einer dunkelbrauchen Tischplatte liegt ein Duden neben einem Schild bedruckt mit "*innen" und einem Schild mit der Bezeichnung "Mensch".
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Gendern
Verbot zu gendern gilt nur für Verwaltung

In Hessen soll das Gendern an Behörden, Schulen und Hochschulen stark eingeschränkt werden. Doch das betrifft wohl nicht alle Arbeitsbereiche.

08.05.2024

Das Verbot von Genderzeichen wie Binnen-I und Gendersternchen der neuen schwarz-roten Landesregierung in Hessen gilt nur für einen Teil der Aufgaben der Hochschulen. Das geht aus einer am Montag verschickten Dienstanweisung des Wissenschaftsministeriums hervor, die der Deutschen Presse-Agentur in Wiesbaden vorliegt.

Demnach gilt das Verbot nicht für die weiten Bereiche der Lehre und Forschung, sondern nur für die Verwaltungen der Hochschulen, also etwa für deren Gebührenbescheide, Schreiben zur Vergabe von Studienplätzen und Beförderungen. In Bayern ist die Verwendung von Gender-Sonderzeichen bereits seit März verboten.

Wissenschaftsminister betont Freiheit von Lehre und Forschung 

Wissenschaftsminister Timon Gremmels (SPD) sagte der dpa: "Ich hätte das Thema 'Genderverbot' nicht gebraucht. Ich stehe aber zur Umsetzung des Koalitionsvertrags. Darüber hinaus gibt es auch Hinweise, dass Gender-Sonderzeichen für Menschen mit Lernbehinderungen oder mit Deutsch als Fremdsprache ein Hemmnis sind." Der Sozialdemokrat ergänzte: "Die deutsche Sprache ist so vielfältig, dass auch andere Möglichkeiten zur Verfügung stehen, inklusiv zu schreiben." 

Die grundgesetzlich garantierte Freiheit von Lehre und Forschung von Hochschulen taste das Wissenschaftsministerium wohlweislich nicht an. Ansonsten würden die Vorgaben des Rates der deutschen Rechtschreibung strikt beachtet. Auch bei den Staatstheatern Darmstadt, Wiesbaden und Kassel bezieht sich das "Genderverbot" laut Gremmels nur auf die Verwaltungen: "Der künstlerische Bereich unterliegt der grundgesetzlich geschützten Kunstfreiheit." 

"Die deutsche Sprache ist so vielfältig, dass auch andere Möglichkeiten zur Verfügung stehen, inklusiv zu schreiben." 
Wissenschaftsminister Timon Gremmels (SPD)

Universitäten hatten sich zuvor gegen das Verbot von Gender-Sonderzeichen gewandt. "Als hessische Universitäten verwehren wir uns gegen jegliche Vorschriften zum Gebrauch gendersensibler Sprache", heißt es etwa in einer Stellungnahme der Konferenz Hessischer Universitätspräsidenten von April. "Ein derartiger Eingriff des Landesministeriums in die vielfältig genutzte Sprache an den Hochschulen würde in Lehre und Forschung eine massive Einschränkung der Wissenschaftsfreiheit bedeuten." Hochschulen seien Orte des Diskurses, des freien Denkens und des wissenschaftlichen Austauschs. "Verbote stehen dem diametral gegenüber", betonte die Vereinigung.

Dieser Artikel wurde am 8.5. um 8:30 Uhr aktualisiert. Erstmals wurde er am 7.5. veröffentlicht. 

Koalitionsvertrag Hessen zum Gendern

Im Koalitionsvertrag der im Januar gestarteten schwarz-roten Landesregierung heißt es: "Wir werden festschreiben, dass in der öffentlichen Verwaltung sowie weiteren staatlichen und öffentlich-rechtlichen Institutionen (wie Schulen, Universitäten, Rundfunk) auf das Gendern mit Sonderzeichen verzichtet wird und eine Orientierung am Rat für deutsche Rechtschreibung erfolgt."

dpa/cva