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News: Gleichstellung oder Gleichberechtigung?

Sehr geehrter Herr Rödder,
danke für Ihre interessante Gegenüberstellung der Begriffe Gleichstellung und Gleichberechtigung. Andere Begriffe Ihres Artikels sind jedoch weniger hinterfragt. Der Begriff „Leistung“ z.B. bleibt verschwommen. Die Operationalisierung von komplexen Konstrukten wie „Leistung“ ist sehr schwierig. Die Messgenauigkeit der „Instrumente“, die berufliche Leistung quantifizieren sollen sind meistens nicht genau genug, um einen oder eine aus einer Bewerbergruppe heraus zu bestimmen. Oftmals ist noch nicht einmal klar, welche Parameter überhaupt entscheidend sind. Die Auswahl der Parameter bestimmt jedoch mit, wer die meisten Chancen hat.
Die Beschränkung auf die beiden Alternativen „Wettbewerbsgesellschaft“ und „Ständegesellschaft“ greifen wahrscheinlich auch zu kurz. Dass die „Wettbewerbsgesellschaft“ das Ende der Geschichte darstellt ist kein Naturgesetz. Wie wäre es mit einer „Kooperationsgesellschaft“? Dafür wären wahrscheinlich andere Leistungsmerkmale zu definieren und zu quantifizieren.
Sie schreiben „Wie wäre es mit der Maxime, Ungleichheit in Form ungleicher Voraussetzungen noch aufmerksamer als bisher zu bekämpfen, Ungleichheit als Ergebnis wirklich freier Entscheidungen aber entspannter als bislang zu akzeptieren?“
„Wirklich freie Entscheidungen…“ ist nach meiner Meinung auch ein sehr verschwommener Begriff und verdeckt euphemistisch, dass gesellschaftliche Zwänge mit im Spiel sind. Klassisches Beispiel: Nach Monaten oder Jahren von Schlafentzug durch Kinderbetreuung und Karriere, kann man sagen, dass jemand sich freiwillig gegen Karriere entscheidet. In anderem Kontext wird Schlafentzug jedoch als Folter gesehen und die dadurch erzielten Ergebnisse werden als nicht als „freiwillig“ spezifiziert.
Der Hinweis, dies alles „entspannter als bislang zu akzeptieren“ ergibt daher den Eindruck (um es mit einem Liedtext zu sagen) der „Selbstzufriedenheit der Satten“