Thermometer und Globus
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Klimawandel
2020 war wärmstes Jahr in Europa

Im vergangenen Jahrzehnt häuften sich die Hitzerekorde. Weltweit waren 2020 und 2016 die bislang wärmsten Jahre. Das hat Folgen bis in die Antarktis.

08.01.2021

Das Jahr 2020 war in Europa so warm wie kein anderes seit Beginn der Aufzeichnungen. Weltweit gesehen sei 2020 genauso warm gewesen wie das bisherige Rekordjahr 2016. Das teilte der europäischen Copernicus-Klimawandeldienst am Freitag in London mit. Mit dem Jahr 2020 wurde der Auswertung zufolge außerdem die wärmste bisher aufgezeichnete Dekade beendet. Der Klimawandeldienst erhebt eigene Daten und nutzt weitere Aufzeichnungen von Bodenstationen, Ballons, Flugzeugen und Satelliten, die mindestens bis 1950 zurückreichen.

In Europa war das Jahr durchschnittlich 1,6 Grad Celsius wärmer als im 30-jährigen Referenzzeitraum 1981 bis 2010 – und 0,4 Grad wärmer als das bisherige europäische Rekordjahr 2019.

Weltweit schnitt 2020 genauso ab wie das Hitze-Rekordjahr 2016. Die Temperaturen lagen 0,6 Grad höher als im Referenzzeitraum 1981 bis 2010. Vergleicht man 2020 mit den Temperaturen des vorindustriellen Zeitalters, war es 1,25 Grad wärmer. Auch die CO2-Konzentration in der Atmosphäre stieg dem Bericht zufolge erneut an.

Heißere Arktis, mehr Stürme in den Tropen

"2020 sticht hervor aufgrund der außergewöhnlichen Hitze in der Arktis und einer Vielzahl an Tropenstürmen im Nordatlantik", kommentiert der Direktor des Copernicus-Klimawandeldienstes Dr. Carlo Buontempo. "Es überrascht nicht, dass das letzte Jahrzehnt das wärmste je aufgezeichnete war und darüber hinaus ist es ein erneutes Warnsignal, dass die ambitionierten Reduzierungsmaßnahmen von Treibhausgasen noch dringender umzusetzen sind, um weitere schlimme Folgen durch den Klimawandel zu verhindern."

Der Klimawandeldienst der EU (Copernicus Climate Change Service, C3S) erstellt monatlich Berichte über die Lufttemperatur, das Meereis und den Wasserkreislauf. Dabei wird auf Daten von Satelliten, Schiffen, Flugzeugen und Wetterstationen rund um den Globus zurückgegriffen.

Nach ersten Analysen der Weltwetterorganisation WMO vom Dezember dürfte 2020 eines der drei wärmsten Jahre seit Beginn der Aufzeichnungen Mitte des 19. Jahrhunderts werden. Genauere Daten wollte sie später bekanntgeben.

Für Deutschland war 2020 nach ersten Analysen des Deutschen Wetterdienstes das zweitwärmste Jahr seit Messbeginn 1881. Es handle sich um das zehnte Jahr in Folge, in dem die Durchschnittstemperatur das vieljährige Mittel übertraf.

Klimawandel könnte Antarktis grüner machen

In der Antarktis könnte sich die Pflanzen- und Tierwelt durch den Klimawandel in den nächsten Jahrzehnten stark verändern. Mit der Erwärmung der antarktischen Gewässer werden wahrscheinlich Arten aus gemäßigteren Regionen einwandern und die Vielfalt könnte zunächst zunehmen. Andere Arten dürften verschwinden.

Forschungsergebnisse wie diese trugen Wissenschaftler im internationalen Großprojekt "AnT-ERA" unter Federführung des Bremerhavener Alfred-Wegener-Instituts (AWI) zusammen. Sie werteten Hunderte Fachartikel über die Antarktis der letzten zehn Jahre aus und fassten sie zu einem Übersichtsartikel zusammen.

Demnach könnten eisfreie Küstengebiete während des antarktischen Sommers in den kommenden Jahrzehnten verstärkt ergrünen, weil Moose oder Flechten einwandern. Auf der anderen Seite bekämen bei andauernder Erwärmung die an extrem tiefe Temperaturen angepassten Arten Probleme. "Wir rechnen damit, dass sich solche Arten in die letzten verbliebenen sehr kalten Bereiche der Antarktis zurückziehen werden", sagte Projektkoordinator Professor Julian Gutt vom AWI. "Das heißt auch, dass man diese Regionen wird unter Schutz stellen müssen, um diese Arten zu erhalten."

Ein Meereisverlust führe zudem zu einem verstärkten Algenwachstum in den Gewässern um die Antarktis. Einfache Prognosen deuteten darauf hin, dass die Algen rund 25 Prozent mehr Kohlendioxid aus der Atmosphäre aufnehmen würden, wenn das Gebiet künftig im Südsommer gänzlich frei von Meereis wäre. Jedoch seien pauschale Aussagen schwierig. "Die von uns analysierten Publikationen machen klar, dass die Situation geografisch sehr unterschiedlich ist", sagte Gutt. Bis zum Ende dieses Jahrhunderts rechnen die Experten zudem mit einer weitgehenden Versauerung der antarktischen Gewässer. "Es steht außer Frage, dass vor allem jene Lebewesen Probleme bekommen, die Kalkschalen bilden."

dpa/ckr