Die Forscher der Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL)
Andri Gustin/WSL

Biomasse-Forschung
35.000 Teebeutel im Dienste der Wissenschaft verbuddelt

Tee hilft nicht nur bei Halsschmerzen, er kann auch zum ungewöhnlichen Versuchsobjekt werden. Aktuell in einer weltweit angelegten Studie.

29.05.2018

Forscherinnen und Forscher haben rund um den Globus etwa 35.000 Beutel Grüntee und Rooibos-Tee vergraben. An 570 Standorten auf sechs Kontinenten messen sie, wie schnell die abgestorbenen Pflanzenteile im Wald abgebaut werden. Das berichtet die schweizerische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL). Die Wissenschaftler wollen die Prozesse beim Streuabbau im Wald besser verstehen. Der in der Biomasse gebundene Kohlenstoff geht bei der Zersetzung im Boden zum Teil in die Atmosphäre über.

An 336 Standorten schauten die Wissenschaftler nach drei Monaten erstmals nach ihren Teebeuteln. Die erste Bilanz: Grüntee wird in dieser frühen Phase überall schneller abgebaut als Rooibos-Tee, wie die Forscher in der Fachzeitschrift "Journal Science of the Total Environment" berichten. Das führen sie darauf zurück, dass Grüntee mehr wasserlösliche Substanzen enthält. Außerdem sei der Kohlenstoff in anderen chemischen Verbindungen gebunden. Das örtliche Klima habe zunächst keinen direkten Einfluss auf den Abbau gehabt, außer an extrem trockenen oder nassen Standorten. Ob das langfristig so bleibe, darüber würden die Teebeutel in einem, zwei und drei Jahren Auskunft geben, so die Forscher.

Zahlreiche Forschungseinrichtungen aus Deutschland beteiligt

Wie schnell Biomasse abgebaut wird, wurde an verschiedenen Standorten schon öfter gemessen. Allerdings waren die Ergebnisse immer schwer vergleichbar, weil verschiedene Pflanzenarten in unterschiedlichen Säckchen vergraben wurden. Auf die Idee mit den Teebeuteln kamen Niederländer. "Für uns ist der Teebeutel-Versuch genial, damit wir unsere Daten in einen globalen Zusammenhang stellen können", sagte Markus Didion von der WSL-Gruppe Ressourcenanalyse.

An dem 2016 gestarteten Netzwerk "TeaComposition Initiative" nehmen Forscher aus aller Welt teil. Aus Deutschland sind unter anderem beteiligt das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung– UFZ, die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und das Institut für Meteorologie und Klimaforschung am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Hinzu kommen einzelne Fakultäten von Universitäten und Hochschulen in Landau, Trier, Greifswald, Göttingen, Münster, Rostock, Leipzig und Freiburg.

dpa/kas