

Wissenschaftskommunikation
Anlaufstelle bei Hassrede und Wissenschafts-Feindlichkeit
Mit dem Ziel, den Rückzug von Forschenden und wissenschaftlichen Einrichtungen aus der öffentlichen Kommunikation zu verhindern, nahm der "Scicomm-Support" am 20. Juli 2023 seine Arbeit auf. Ein erstes Fazit der nationalen Anlaufstelle zeigt: Der Bedarf nach Beratung ist da – und er steigt. Das Angebot wurde im vergangenen Jahr breit genutzt: von Personen aus Wissenschaft und Wissenschaftskommunikation, mit unterschiedlichen Fachgebieten, aller Geschlechter und Karrierestufen. Auch klare thematische Tendenzen, etwa im Hinblick auf sogenannte Trigger-Themen, würden sich nicht abzeichnen. Nähere Zahlen zur Nutzung sollen Ende des Jahres veröffentlicht werden.
Die Angriffe würden online wie offline stattfinden. Nach einer ersten telefonischen Kontaktaufnahme würden die Fälle teilweise über Monate hinweg betreut. "In vielen Fällen entwickeln sich Situationen dynamisch und erfordern daher eine kontinuierliche Beobachtung und Betreuung von Beginn an. Dies ist besonders wichtig, um frühzeitig auf Veränderungen reagieren zu können", berichtet Kristin Küter, Koordinatorin beim "Scicomm-Support". Auf Grundlage der anwaltlichen Beratung würden sich dann gegebenenfalls rechtliche Schritte anschließen.
"Forschende zwischen Fakten-Kommunikation und Angriffen"
Wie geht die Wissenschaft mit persönlichen Angriffen und Falschinformationen um? Im Interview mit "Forschung & Lehre" erklärt Julia Wandt, Mitinitiatorin des Scicomm-Supports, wie Forschende am besten auf die Kommunikation ihrer Forschung vorbereitet und bei Angriffen geschützt werden können.
Gezielte Vorbereitung auf Anfeindungen und Angriffe
Neben dem Bedarf an telefonischer Beratung registriert "Scicomm-Support" auch eine große Nachfrage nach Workshops und Trainings zum Umgang mit Anfeindungen, Hassrede und gezielten Angriffen. Entsprechende Angebote gibt es seit Jahresbeginn. "Viele Menschen suchen nach Möglichkeiten, sich in diesen Bereichen weiterzubilden, zu sensibilisieren und gegebenenfalls auch auf Angriffe vorzubereiten", sagt Küter. "Ebenso besteht ein erheblicher Bedarf an gesellschaftlicher Diskussion über die Themen Hassrede und Wissenschaftsfeindlichkeit."
Angriffe und unsachliche Konflikte in der Wissenschaftskommunikation hätten in den letzten Jahren zugenommen, stellen die Initiatorinnen und Initiatoren des "Scicomm-Supports" fest – das würden auch wissenschaftliche Studien belegen. Es sei davon auszugehen, dass sich daran in absehbarer Zeit auch nichts ändern würde. Neben der Vernetzung mit anderen Initiativen und Einrichtungen und der Weiterentwicklung des Angebots bemühe man sich deswegen um eine Verstetigung der nationalen Anlaufstelle, um sicherzustellen, dass Betroffene auch zukünftig Unterstützung und Beratung finden.
Scicomm-Support
Die Anlaufstelle ist eine gemeinsame Einrichtung vom Bundesverband Hochschulkommunikation und "Wissenschaft im Dialog". Neben der telefonischen Beratung auf Kommunikations-, rechtlicher und – bei Bedarf – psychologischer Ebene stellt der "Scicomm-Support" Informationsangebote auf seiner Website zur Verfügung, unter anderem einen Leitfaden zum Umgang mit Angriffen und unsachlichen Konflikten in der Wissenschaftskommunikation. Außerdem werden Trainings und Workshops zum Umgang mit Gewalt, Hassrede und gezielten Angriffen angeboten. Alle Angebote stehen kostenlos zur Verfügung.
hes