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dpa

Gesundheit
Antibiotika-Resistenzen breiten sich schneller aus als angenommen

Forscher haben neue Erkenntnisse über die Ausbreitung von Resistenzen gegen Antibiotika gewonnen. Sie raten, deren Einsatz zu überdenken.

19.02.2019

Antibiotikaresistenzen breiten sich schneller aus als bisher angenommen. Das hat ein internationales Forscherteam anhand von Untersuchungen an Fischen aus Aquakulturen herausgefunden. Ihre Studie haben die Wissenschaftler des Helmholtz Zentrums München, der Universität Kopenhagen und der Universität im brasilianischen Campinassie in der Fachzeitschrift "Microbiome" veröffentlicht.

Die untersuchten Tiere bekamen über 34 Tage das Antibiotikum Florfenicol mit der Nahrung. Die Forscher nahmen währenddessen und danach Proben aus dem Verdauungstrakt und suchten nach entsprechenden genetischen Veränderungen bei den dort ansässigen Bakterien.

"Wie erwartet führte die Gabe des Antibiotikums zu einer Zunahme der Gene, die für entsprechende Resistenzen verantwortlich sind", sagte Erstautor und Helmholtz-Doktorand der Abteilung für Vergleichende Mikrobiomanalysen (COMI) Johan Sebastian Sáenz Medina in einer Mitteilung des Helmholtz-Zentrums. "Ein Beispiel sind etwa Gene für Pumpenproteine, die den Wirkstoff einfach wieder aus den Bakterien heraus transportieren."

Besonders interessant sei für die Forscher gewesen, dass die Zahl sogenannter mobiler genetischer Elemente in der Nähe dieser Resistenz-Gene zugenommen habe." Das ließ vermuten, dass die Bakterien Resistenzen auch durch Viren – sogenannte Phagen - und Transposons (umgangssprachlich "springende Gene") untereinander austauschen."

Einsatz von Antibiotika in Aquakulturen überdenken

Weitere Untersuchungen hätten bestätigt, dass diese mobilen genetischen Elemente quer durch das Genom springen, dabei Teile des Erbguts mitrissen – darunter auch die Resistenzgene – und andernorts wieder einfügten. Bisher war man davon ausgegangen, dass vor allem sogenannte Plasmide für den Austausch von Resistenzgenen verantwortlich sind. Plasmide sind kleine Ringe aus doppelsträngiger DNA, die sich unabhängig vom Bakterienchromosom vermehren und sehr häufig wichtige Gene, wie zum Beispiel Resistenzgene, tragen.

"Die Erkenntnis, dass die Resistenzen auch abseits von Plasmiden im großen Umfang zwischen Bakterien übertragen werden, ist durchaus überraschend", sagte Michael Schloter vom Helmholtz-Zentrum. "Darauf aufbauend sollten entsprechende Ausbreitungsmodelle überprüft und angepasst werden. Zudem regen unsere Daten durchaus zum Nachdenken an, ob und in welchem Umfang man die weltweit zunehmende Anzahl von Aquakulturen mit Antibiotika betreiben sollte."

kas