Biodiversität
Artenvielfalt entwickelt sich regional unterschiedlich
Lokal betrachtet entwickelt sich die Artenvielfalt anders als im globalen Trend. Während weltweit immer mehr Tier- und Pflanzenarten aussterben, trifft das für Europa nur bedingt zu. Zu diesem Ergebnis kommt eine internationale Meta-Studie, an der auch Forschende des Frankfurter Senckenberg-Instituts beteiligt waren. Sie haben 161 Langzeitstudien mit einer Laufzeit von 15 bis 91 Jahren ausgewertet und dabei die Entwicklung von 6.200 Arten zu Land und zu Wasser an 115 Standorten in Europa analysiert.
In weiten Teilen Mittel- und Südeuropas hat sich der Studie zufolge weder die Zahl der Spezies noch die der Individuen verändert. In den meisten Regionen Nord- und Osteuropas hätten die Artenvielfalt und der Artenreichtum hingegen sogar zugenommen. Dies decke sich mit den globalen Prognosen zur Entwicklung der Artenvielfalt mit dem Klimawandel, der eine Verschiebung der Lebensräume in Richtung der Pole bewirke, schreiben die Autorinnen und Autoren. Generell gelte: umso natürlicher und umso wärmer der Lebensraum, umso größer die Biodiversität. Auch die Höhe wirke sich positiv auf die Artenentwicklung aus.
Insgesamt habe sich die Biodiversität in den untersuchten Regionen jedoch sehr heterogen entwickelt, die Zusammenhänge seien komplex. Sowohl das Ausmaß als auch die Richtung der Entwicklungen unterscheide sich zwischen den Arten, den Tierreichen und den Regionen. Demnach könnten regional veränderte Zusammensetzungen der Arten auch auf kurzfristige Übergangsphasen hinweisen, ausgelöst durch den Klimawandel, Umweltschutz oder Umweltverschmutzung oder invasive Arten.
Die Forscherinnen und Forscher weisen darauf hin, dass ihre Studie trotz der bislang größten Analyse nach Zeit, Raum und Arten in Europa, das Ausmaß der Biodiversitätsentwicklung unterschätzen könnte. Denn viele der Forschungsstandorte seien weitestgehend vom direkten Einfluss des Menschen geschützt und beispielsweise nicht landwirtschaftlich genutzt. Weitere Studien mit mehr Standorten und einheitlicher Methodik sollen den Autorinnen und Autoren zufolge künftig auch zwischen dem Einfluss des Menschen und des Klimas unterscheiden können.
ckr