Studie
Artikel in "gekaperten" Zeitschriften weisen vermehrt Plagiate auf
Sogenannte gekaperte Zeitschriften veröffentlichen vielfach Artikel, die Plagiate enthalten. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie von Dr. Anna Abalkina, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Osteuropa-Institut der Freien Universität Berlin, über die zuerst "University World News" berichtete. Die Beiträge würden meist von Forschenden aus Entwicklungsländern oder der ehemaligen Sowjetunion eingereicht, Verbindungen zu Industrieländern gebe es hingegen kaum.
Im Gegensatz zu "Predatory Journals" seien "Hijacked Journals" per Definition illegal, weil sie unauthorisiert vom Zeitschriftentitel, der ISSN-Nummer und anderen Metadaten der kopierten Zeitschrift Gebrauch machen würden, um Autorinnen und Autoren zu täuschen, die für die Veröffentlichung Publikationsgebühren entrichten würden. Über einen solchen Fall berichtete Abalkina bereits 2020 in "Forschung und Lehre".
Überdurchschnittlich hoher Anteil an Plagiaten
Abalkina untersuchte eine Zufallsstichprobe von 936 Artikeln, die in 58 gekaperten Zeitschriften veröffentlicht wurden, auf Textähnlichkeiten. 66 Prozent der untersuchten Arbeiten wiesen Plagiate auf, 28 Prozent zeigten Textähnlichkeiten von 25 Prozent und mehr. Damit falle der Anteil an Artikeln mit Plagiaten in gekaperten Zeitschriften überdurchschnittlich hoch aus.
Es sei sehr schwierig, gegen gekaperte Zeitschriften vorzugehen, erklärte Albakina gegenüber "University World News". Jeder könne anonym eine Website erstellen, um eine Zeitschrift zu klonen. Seien die gekaperten Zeitschriften erst einmal etabliert und ihre Inhalte indexiert, seien sie kaum mehr zu entfernen. Es sei mehr Forschung in diesem Bereich notwendig, der so eine große Gefahr für die wissenschaftliche Integrität darstelle.
Laut Studie ist das Phänomen gekaperter Zeitschriften erstmals 2012 dokumentiert worden, seitdem habe es stark zugenommen. Eine Hilfe beim Aufspüren entsprechender Zeitschriften kann der "Retraction Watch Hijacked Journals Checker" darstellen.
Wissenschaftliches Publizieren – Schwerpunkt in "Forschung & Lehre"
Die September-Ausgabe von "Forschung & Lehre" widmet sich mit einem Themen-Schwerpunkt dem wissenschaftlichen Publizieren.
Die Beiträge:
- Gary S. Schaal: Entwicklungspfade. Die Idee wissenschaftlicher Autorenschaft im Kontext technologischer und gesellschaftlicher Transformationsprozesse
- Günter M. Ziegler | Ulrich Dirnagl: Pro & Contra. Die Deal-Verträge – ein Gewinn für das wissenschaftliche Publizieren?
- Robert Staats: Rechtlich auf der sicheren Seite. Aktuelle Einordnungen aus dem Urheberrecht
- Gerhard Lauer: Der unsichtbare Dritte. Zum Datentracking in den Wissenschaften
- Jan Söffner: Falscher Hebel. Wie "Open Access" das kritische Denken der Intellektuellen aus der Öffentlichkeit verdrängt
Hier geht es zur aktuellen Ausgabe – Reinlesen lohnt sich!
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