Labortest auf das neue Coronavirus
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Coronavirus
Bald erste Impfstoff-Tests gegen Covid-19

Die durch das neue Coronavirus ausgelöste Krankheit verläuft bislang wie eine schwere Grippewelle. Mögliche Impfstoffe sind langsam in Sicht.

13.02.2020

Im Kampf gegen die neue Lungenkrankheit Covid-19 will die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Suche nach einem Impfstoff und wirksamen Medikamenten beschleunigen. Darauf hätten sich die 400 Fachleute geeinigt, die seit Dienstag in Genf tagten, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Mittwochabend in Genf. Es gebe vier mögliche Kandidaten für einen Impfstoff, von denen sich hoffentlich zwei als vielversprechend herausstellen, sagte die Chefwissenschaftlerin der WHO, Soumya Swaminathan. Zu den drängendsten Aufgaben gehöre auch die Entwicklung einfacherer Tests zum Nachweis von Infektionen.

Nach Angaben von Swaminathan könnten schon in drei bis vier Monaten erste Impfstoff-Tests an Menschen beginnen. Ein zertifizierter Impfstoff für weitreichenden Einsatz stehe aber wahrscheinlich erst in 18 Monaten zur Verfügung. Mehrere bereits existierende Medikamente würden zur Zeit daraufhin geprüft, ob sie Covid-19-Kranken helfen können. Die WHO werde so schnell wie möglich Richtlinien dafür ausarbeiten.

Experten tun sich mit Vorhersagen schwer

Bisherige Daten deuten darauf hin, dass die neue Lungenerkrankung in China ähnlich verläuft wie eine schwere Grippewelle. Das sagte der Präsident des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler, am Donnerstag bei einer Informationsveranstaltung der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina in Berlin. Von einer Pandemie könne man noch nicht sprechen und es bestehe auch die Chance, dass es keine werde, sagte Wieler. Er betonte aber: "Wir sind momentan nicht in der Lage, die Dynamik des Ausbruchs zu prognostizieren."

Wichtig sei, dass es bislang bei den Ansteckungsketten außerhalb Chinas immer einen Zusammenhang mit China gegeben habe. "Das ist eine wichtige Aussage, weil man damit belegen kann, dass sich das Virus noch nicht weit in der Welt verbreitet hat." Die bisherigen Bemühungen um Eindämmung in Ländern außerhalb Chinas wertete Wieler als "sehr, sehr erfolgreich". Die derzeit aus China bekannten Zahlen seien mit Vorsicht zu genießen, betonten die Experten. Laut Drosten spiegeln die Werte eher die Kapazitäten des Meldesystems wieder.

Wie der Virologe Christian Drosten von der Charité Berlin erklärte, vermehrt sich das neue Virus Sars-CoV-2 wie das Influenzavirus im Rachen. Das mache es ansteckender als anfangs vermutet. Covid-19 trete für die meisten als Erkältungskrankheit in Erscheinung. Selbst Menschen, die wenig oder keine Symptome verspüren, können den Fachleuten zufolge andere anstecken. Das begrenze auch die Möglichkeiten zur Eindämmung, sagte Drosten. "Irgendwann wird es wahrscheinlich dazu kommen, dass unbemerkte Infektionen plötzlich bemerkt werden." Es sei aber unklar, wann hierzulande eine Infektionswelle komme und wie groß sie werde. Denn auch die Ausbreitungsgeschwindigkeit des Virus und die Frage, wie viele Menschen ein Infizierter anstecken kann, seien unklar, sagte Wieler.

Der Ursprung des Virus werde vielleicht nie gefunden, sagte Drosten. Es scheine so, als sei das Virus gut an den Menschen angepasst. Möglicherweise habe sich das Virus irgendwo in China bereits früher an den menschlichen Organismus angenähert, bevor es auf dem Markt in Wuhan eingeschleppt wurde, von wo die ersten Fälle gemeldet wurden.

Bund gibt Extra-Millionen für Medikamente

Die Bundesregierung will zur Bekämpfung des Coronavirus bis zu 23 Millionen Euro zusätzlich aufwenden. Über die außerplanmäßige Ausgabe informierten Vertreter der Bundesministerien für Gesundheit (BMG) und für Finanzen (BMF) am Mittwochnachmittag den Haushaltsausschuss. Laut Vorlage des BMF sollen die Mittel für vier Schwerpunktbereiche genutzt werden, darunter die "Nationale Bekämpfung der Ausbreitung des Virus" und "Maßnahmen bei der Entwicklung von Impfstoffen und Therapeutika".

Der Vertreter des BMG wies zudem darauf hin, dass die WHO einen Bedarf von mehr als 600 Millionen Euro insbesondere zur Unterstützung der Gesundheitssysteme schwächerer Staaten angemeldet habe, um das Virus zu bekämpfen. Der sich daraus für Deutschland ergebende finanzielle Aufwand ließe sich noch nicht schätzen, sagte der BMG-Vertreter.

aktualisiert am 14.2.20 um 12:30 Uhr; zuerst veröffentlicht am 13.2.20 um 18:15 Uhr

dpa/ckr