Junior mit Tablet und Senior mit Papierheft sitzen auf Veranda
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Demographie-Forschung
Bildung hat mehr Einfluss als das Einkommen

Bildung ist die treibende Kraft hinter dem globalen Zugewinn an Lebensjahren. Für die Lebenserwartung ist sie wichtiger als das Pro-Kopf-Einkommen.

02.07.2019

Mit dem Einkommen steigt auch die Lebenserwartung, aber das ist nur die halbe Wahrheit. Aktuelle Analysen zeigen: Die Bildung ist für die Lebensdauer entscheidender als das Einkommen. Das geht aus einer Publikation des Wiener "Wittgenstein Center for Demography and Global Human Capital" hervor.

Demnach werde seit einer viel zitierten Studie aus dem Jahr 1975 von Samuel Preston immer wieder behauptet, die Lebenserwartung steige dort, wo es mit der Wirtschaft bergauf gehe. Das stimmt, mit steigendem Pro-Kopf-Einkommen steigt die Lebenserwartung – zunächst sehr steil und dann abflachend.

Die Forscher des Wittgenstein Centers haben in einer Studie nun aktuelle Daten aus 174 Entwicklungs- und Industrieländern aus den Jahren 1970, 1990 und 2010 vorgelegt, die zeigen, dass auch die mittlere Schulzeit für die Höhe der Lebenserwartung ausschlaggebend ist. Der Effekt der Schulzeit bleibe dabei – anders als der des Einkommens – bei einem hohen Niveau nahezu konstant.

Ob die Schulzeit neun oder zehn Jahre betrage, mache durchaus noch einen Unterschied. Ob ein hohes Einkommen weiterwachse, habe dagegen nur noch einen sehr geringen Effekt auf die Lebenserwarung.

Einkommen ist eine Folge der Bildung

Die Wissenschaftler folgern aus ihren Analysen, dass das Einkommen gar nicht die wesentliche Ursache für die gestiegene Lebenserwartung sei, sondern eher eine Folge der höheren Bildung. Wer viele Jahre zur Schule gehe, werde sowohl ein höheres Einkommen als auch eine höhere Lebenserwartung haben.

Global gesehen sei die Steigerung des Bildungsniveaus in den letzten 50 Jahren auch eindeutig der Schlüsselfaktor für die verbesserte Gesundheit gewesen – und nicht, wie oft behauptet werde, ein höheres Einkommen. Eine mögliche Erklärung dafür sei, dass höhere Bildung oft zu Verhaltensweisen und Lebensstilen führe, die sich positiv auf die Gesundheit auswirken, so die Forscher.

Die Erkenntnisse der neuen Studie sollten nach Ansicht der Wissenschaftler zukünftig in der Politik berücksichtigt werden – etwa wenn es darum gehe, wo Mittel für eine verbesserte Gesundheit am besten eingesetzt werden können.

ckr