Rio de Janeiro
Bonner Mathematiker mit Fields-Medaille ausgezeichnet
Der gerade einmal 30-jährige Bonner Mathematiker Professor Dr. Peter Scholze erhält eine der Fields-Medaillen 2018, die wohl höchste Auszeichnung für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der Mathematik. Das sei "schon eine herausragende Ehre", sagte der gebürtige Dresdner der Deutschen Presse-Agentur anlässlich der Verleihung beim Internationalen Mathematiker-Kongress am Mittwoch in Rio de Janeiro.
An der Universität Bonn forscht der Mathematiker zur sogenannten arithmetischen Geometrie und schafft Verbindungen zwischen verschiedenen Gebieten der Mathematik. Das hilft Fachleuten, Probleme in einem Bereich mit Ansätzen aus einem anderen zu lösen. Seine Forschung gilt als weltweit bahnbrechend und richtungsweisend.
Peter Scholze kurz nach der Auszeichnung im Interview
Die weiteren Gewinner der Fields-Medaille 2018 sind:
- Caucher Birkar, University of Cambridge
- Alessio Figalli, ETH Zürich
- Akshay Venkatesh, Institute for Advanced Studies in Princeton
Für seine Arbeit hat Scholze schon zahlreiche Auszeichnungen bekommen, darunter den Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft und den Fermat-Preis der Universität Toulouse. Scholze ist unter anderem Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina und der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste. Nach der Schulzeit in Ostberlin wechselte Scholze an die Bonner Universität. Dort schloss er das Studium schneller als vorgesehen ab und wurde mit 24 Jahren zum damals jüngsten Professor Deutschlands.
Scholzes Doktorvater Professor Dr. Michael Rapoport sagt: "Er ist der bessere Mathematiker als ich, er hat tiefere Einblicke als ich, er hat den besseren Überblick." Wie die Studierenden hole auch er selbst sich Rat bei Scholze. "Er ist inzwischen mein Lehrer."
Doktorvater Prof. Dr. Michael Rapoport über Preisträger Scholze
Erster Deutsche 1986 mit Fields-Medaille ausgezeichnet
Der einzige Deutsche, der bislang die Fields-Medaille bekam, ist Gerd Faltings. 1986 wurde er ausgezeichnet. Über Scholze sagt er: "Es ist erstaunlich, wie viele Sachen er macht und versteht. Dinge, wo ich lange für brauchen würde oder die mich nicht interessieren. Damit sticht er aus der Masse heraus." Scholze sei fleißiger als er und habe zu vielen Themen eine fundierte Meinung. "Er liefert eine neue Sicht auf die Dinge und setzt Spezialfälle in größeren Zusammenhang."
"Es gibt unendlich viele Probleme. Sobald man eines von ihnen gelöst hat, tauchen zehn neue auf." Prof. Dr. Peter Scholze
Der Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft Professor Dr. Peter Strohschneider sagte anlässlich der Verleihung der Fields-Medaille an Scholze: "Die Auszeichnung für ihn ist nicht zuletzt eine großartige Bestätigung dafür, dass die universitäre Forschungslandschaft in Deutschland weiterhin hervorragende Möglichkeiten bietet, Talente zu fördern, und Raum gibt, neuen Ideen nachzugehen."
Auch Bundeswissenschaftsministerin Anja Karliczek gratulierte und sagte: "Für viele junge Mathematikerinnen und Mathematiker sind Sie ein Vorbild. Sie machen mit Ihrer Forschungstätigkeit Deutschland zu einem Anziehungspunkt für wissenschaftliche Talente aus der ganzen Welt."
Mit der Fields-Medaille würdigt die Internationale Mathematische Union alle vier Jahre bei ihren Kongressen herausragende Leistungen von Mathematikern, die maximal 40 Jahre alt sein dürfen. Die goldene Medaille ist mit einem Preisgeld von knapp 10.000 Euro (15.000 Kanadische Dollar) verbunden. Sie geht auf den Mathematiker John Charles Fields zurück.
Zu den bisherigen Preisträgern zählen Jean Pierre Sarre, der mit 27 Jahren der bisher jüngste Preisträger ist, und Maryam Mirzakhani, die als erste und bislang einzige Frau die Fields-Medaille gewann. Die Auszeichnung wird auch als Nobelpreis der Mathematik bezeichnet.
zuletzt aktualisiert: 01.08.2018, 17:10 Uhr
kas/dpa
