Das Foto zeigt ein Portrait von Emmanuelle Charpentier, der Entdeckerin der sog. "Genschere"
dpa

Gentechnik
Charpentier: "Dieses Urteil wird Crispr nicht aufhalten"

Auch mit der "Genschere" veränderte Pflanzen sind laut Europäischem Gerichtshof genetisch veränderte Organismen - mit Folgen für die Wissenschaft.

26.07.2018

Die Entdeckerin der Crispr/Cas9-Methode, Emmanuelle Charpentier, hat gelassen auf das Gentechnik-Urteil des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) am Mittwoch reagiert. "Ich kann mir vorstellen, dass die Entscheidung des EuGHs unter Wissenschaftlern und in der Biotech-Branche mit einer gewissen Enttäuschung aufgenommen wurde. Ich glaube aber nicht, dass das Urteil auf die Forschung mit Crispr im Allgemeinen eine bedeutende Auswirkung haben wird", sagte sie im Interview mit "Zeit online".

Der Europäische Gerichtshof hatte entschieden, dass Pflanzen, die mit modernen biotechnischen Methoden wie Crispr entstanden sind, als genetisch veränderte Organismen (GVO) gelten. Damit fallen sie unter die GVO-Richtlinie 2001/18EG, die aufwendige Risikoprüfungen für gentechnisch veränderte Organismen vorsieht.

"In anderen Regionen, in denen die Regularien weniger streng sind – etwa in den USA oder in Asien – werden die Anwendungen aber trotzdem weiterentwickelt", sagte Charpentier "Zeit online".

An ihrer praktischen Forschung in Berlin, wo sie seit drei Jahren als Direktorin am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie forscht, werde das Urteil kaum etwas ändern. "Ich konzentriere mich ja sowieso auf die Grundlagenforschung. Das wird auch in Zukunft so bleiben. Das neue Institut, das ich gerade aufbaue, wird weiterhin grundlegende Prozesse von Infektion und Immunität untersuchen, in Bakterien, aber auch in Viren", sagte Charpentier der Zeitung.

2011 hatte Emmanuelle Charpentier erste bahnbrechende Grundlagen zur Crispr/Cas9-Methode im Magazin "Nature" veröffentlicht, mit denen sie eine Genschere entwickelte. Damit lässt sich einfach, günstig und präzise Erbgut zerschneiden und verändern. Schon heute ist laut dem Bericht von "Zeit online" die Methode das meistgenutzte Gentechnik-Werkzeug der Welt.

gri