Das Foto zeigt einen Eisbären nördlich von Spitzbergen.
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Zoologie
Das große Artensterben schreitet fort

Lebensräume werden zerstört, bedrohte Tiere gewildert: Der Mensch setzt vielen Tierarten dramatisch zu. Einigen Spezies geht es aber auch besser.

27.12.2019

Mehr als 30.000 Tiere sind auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN als bedroht vermerkt. Rund 6.400 davon sind vom Aussterben bedroht. Derzeit sei das "größte Artensterben seit Verschwinden der Dinosaurier" im Gange, erklärte die Umweltstiftung WWF am Freitag zum Erscheinen ihrer neuen Liste der Gewinner und Verlierer im Tierreich 2019. Für einige Tiere ging es in diesem Jahr aber auch bergauf.

Die Verlierer unter den Tieren

Eisbären: Den Tieren geht es laut WWF in einigen Regionen deutlich schlechter. Insgesamt könnte ein Drittel der globalen Population bis 2050 verschwinden. Schuld daran sei vor allem die Klimakrise. So leben demnach beispielsweise in der nördlichen Hudson Bay noch 842 Tiere. Das sind etwa 18 Prozent weniger als 2011. Die IUCN stufte Eisbären (Ursus maritimus) bei der jüngsten Bewertung im Jahr 2015 als "gefährdet" ein. Damals wurde die Population auf insgesamt rund 26.000 Tiere geschätzt.

Sumatra-Nashörner: Das letzte Sumatra-Nashorn Malaysias starb im November. Der Lebensraum der Tiere war enorm geschwunden, weil der Wald für Palmölplantagen, Papierproduktion und Bergbau in den vergangenen Jahrzehnten gerodet wurde. Die Weltnaturschutzunion IUCN listet das Sumatra-Nashorn (Dicerorhinus sumatrensis) als "vom Aussterben bedroht". Derzeit streifen noch einige Exemplare durch Indonesien – laut WWF-Schätzungen weniger als 80 Tiere.

Koalas: Bei schweren Buschbränden in Australien sind seit Oktober mehr als 2.000 Koalas verbrannt. Das sagten Wissenschaftler kürzlich bei einer Anhörung im Parlament. Große Flächen an Eukalyptuswäldern, Lebensraum und gleichzeitig Nahrungsgrundlage der Koalas, sind niedergebrannt. Nach Angaben der Naturschutzorganisation Australia Koala Foundation (AKF) gibt es noch zwischen 43.000 und 100.000 Koalas. Die Tiere kommen nur in Australien vor. Laut WWF ist ihre Zahl in den vergangenen 25 Jahren um rund ein Drittel geschrumpft.

Die Gewinner

Goldschakale: Der kleine Bruder des Wolfes verlässt mehr und mehr den warmen Südosten Europas und besiedelt Gebiete in Mitteleuropa. Das ist nach Ansicht des WWF eine Konsequenz der Erderhitzung. Auch in Deutschland werden ab und zu Goldschakale gesichtet. Nach Hochrechnungen der Large Carnivore Initiative for Europe (LCIE) besteht die europäische Population aus 117.000 Tieren.

Saiga-Antilopen: Vor knapp drei Jahren starben Tausende mongolische Saiga-Antilopen an einer Viruserkrankung, die von Schaf- und Ziegenherden übertragen wurde. Die Seuche und der folgende harte Winter seien laut WWF fatal gewesen: Der Bestand schrumpfte demnach von 11.000 auf 3.000 Tiere. Zwar sei die Population immer noch stark geschwächt, allerdings zeigen einige Tiere mittlerweile Immunität gegen das Virus.

Hirschferkel:
Im November sichteten Forscher erstmals nach 30 Jahren wieder ein Vietnam-Kantschil. Das Huftier aus der Familie der Hirschferkel war im Osten Vietnams in eine Kamerafalle getappt. Wie viele Tiere der Art genau in der Region lebten, war zunächst nicht bekannt. Der letzte bekannte Artgenosse des Tieres war im Jahr 1990 von einem Jäger erschossen worden.

dpa