Standpunkt
DEAL-Verträge sind mehr Fluch als Segen
Vor einigen Jahren hat die Hochschulrektorenkonferenz den Abschluss der ersten DEAL-Verträge mit Wissenschaftsverlagen als Erfolg für den Wissenschaftsstandort Deutschland gefeiert. Mittlerweile zeigt sich aber, dass DEAL für die Universitäten ein finanzielles Fiasko darstellt. Die Idee von DEAL ist grundsätzlich zu begrüßen: Publikationen werden open access publiziert und stehen weltweit kostenfrei zur Verfügung. Da Universitäten aus öffentlichen Mitteln finanziert werden, ist dies die logische Konsequenz. Beim Abschluss der DEAL-Verträge wurde aber die langfristige Finanzierung in keiner Weise berücksichtigt.
An den Universitäten zeigen sich jetzt die finanziellen Konsequenzen mit dramatischen Folgen für die Wissenschaft. Durch DEAL entstehen pro Publikation in Hybrid-Zeitschriften durchschnittliche Kosten von cica 3.300 Euro, die den Universitäten in Rechnung gestellt werden. Für Gold-Open-Access-Zeitschriften sind die Kosten wesentlich höher.
An den Universitäten sind die Mittel knapp, und die Kosten von DEAL werden in der Regel durch Vorwegabzug auf die einzelnen Fachbereiche umgelegt. Dies trifft alle Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, da das Budget dadurch drastisch gekürzt wird und weniger Mittel für Laborversuche und anderes zur Verfügung stehen. Zukünftig muss also geprüft werden, ob Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler es sich finanziell leisten können, wissenschaftliche Ergebnisse zu publizieren. Dadurch wird die im Grundgesetz geschützte Freiheit von Wissenschaft, Forschung und Lehre eingeschränkt. Dies ist in keiner Weise hinnehmbar.
Bisher sind zwar ebenfalls Kosten für Zeitschriftenabonnements entstanden, die Kosten für DEAL sind aber um ein Vielfaches höher. Dies trifft insbesondere forschungs- und publikationsstarke Universitäten. Profiteure sind Fachhochschulen, da dort weniger publiziert wird, aber auch Firmen, die freien Zugriff auf die Publikationen erhalten. Bei den meisten Drittmittelgebern sind Publikationskosten zwar im Sachkostenzuschuss enthalten, diese Kosten decken aber keinesfalls den Bedarf. Durch die hohen Publikationskosten fehlen dann ebenfalls Mittel für Laborversuche.
Erschwerend kommt hinzu, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die zeitintensive Begutachtung von Beiträgen ehrenamtlich und kostenfrei übernehmen. Sie werden somit doppelt "bestraft": Sie verwenden ihre Zeit, um Forschungsartikel zu begutachten, gleichzeitig müssen sie hohe Kosten für eigene Publikationen einplanen.
Es braucht für DEAL zusätzliche Mittel von Bund und Ländern, die dauerhaft bereitgestellt werden müssen. Dies hätte bereits vor Abschluss der DEAL-Verträge mit einem langfristigen Finanzierungskonzept geklärt werden müssen.
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