Zwei Reihen farbiger, oszilierender Klangwellen vor schwarzem Hintergrund
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Psychologie
Der Charakter verrät, wie gut wir hören

Forscher haben entdeckt, dass sorgenvolle Menschen besser hören können. Zudem empfinden sie Hintergrundgeräusche öfter als störend.

11.11.2021

Wie gut wir hören, hängt mit der eigenen Persönlichkeit zusammen. Das geht aus einer am Mittwoch veröffentlichten Studie von Psychologinnen und Psychologen der Universität zu Lübeck hervor. Eher sorgenvolle Menschen haben demnach ein besseres Gehör, kommen aber schlechter mit störenden Hintergrundgeräuschen zurecht.

Für die Online-Studie absolvierten mehr als 1.000 Freiwillige einen Persönlichkeitstest und mehrere Tests zur Messung der subjektiv erlebten und der objektiven Hörleistung. Die Forschenden werteten die Daten in Bezug auf die Charaktereigenschaft der sogenannten emotionalen Labilität aus, die bei Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt ist. Menschen mit relativ hoher Ausprägung neigen dazu, sich mehr Sorgen zu machen.

Um das subjektive Hörvermögen zu messen, stellten die Freiwilligen im Test die Lautstärke eines störenden Murmelns im Hintergrund so ein, dass es für sie gerade noch tolerierbar war. Sorgenvollere Menschen wählten hierbei eine geringere Lautstärke für die Störgeräusche aus als Personen mit geringerer emotionaler Labilität.

In einer anderen Aufgabe zur Messung des objektiven Hörvermögens, bei der die Probanden Zahlwörter aus einem Rauschen heraushören mussten, zeigten dieselben (eher sorgenvollen) Personen eine vergleichsweise leicht bessere Leistung als demographisch völlig vergleichbare nur weniger sorgenvolle Teilnehmende.

"Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Persönlichkeit ein wichtiger Baustein ist, um Diskrepanzen der subjektiven und objektiven Hör-Leistung zu verstehen", erklärte Studienleiter Dr. Malte Wöstmann. Die Ergebnisse seien nicht nur für die Forschung, sondern auch für die Praxis von großem Interesse, sagte Dr. Hendrik Husstedt, Geschäftsführer des Deutschen Hörgeräte Instituts (DHI) in Lübeck. Sie seien sehr wichtig, um bei der Anpassung von Hörsystemen den Einfluss der Persönlichkeit besser berücksichtigen zu können.

ckr