Illustration: Erkenntnisse, Daten, Zitationen
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Publikationen
Deutschland nur im Mittelfeld wissenschaftlicher Publikationen

Die Bundesrepublik ist eine Wissenschaftsnation mit Stärken und Schwächen. Elsevier betrachtet sie aus der Perspektive ihrer Publikationen.

19.05.2025

Deutschland verfügt über ein hohes Level an wissenschaftlicher Exzellenz, hat aber – je nach Branche – Schwierigkeiten, Forschungsergebnisse in praktische Anwendungen zu überführen, vor allem im Quantencomputing und bei Künstlicher Intelligenz. Das geht aus einem Bericht über Deutschland als Wissenschaftsnation hervor, den der Wissenschaftsverlag Elsevier vergangene Woche veröffentlicht hat. Er basiert auf bibliometrischen Daten und hat mehr als eine Million Artikel von über 677.000 Autorinnen und Autoren aus Deutschland berücksichtigt, die zwischen 2019 und 2023 veröffentlicht wurden.

Deutschlands Bedeutung in der europäischen Forschungsumgebung steige. Dies sei daran erkennbar, dass die Bundesrepublik seit dem Brexit das Land sei, das über die meisten Publikationen verfüge, die vom Europäischen Forschungsrat (ERC) gefördert würden. Der ERC priorisiere exzellente Forschung in seiner Förderung.

Output der Universitäten und Außeruniversitären

Hinsichtlich der Forschungsproduktivität der einzelnen Universitäten in Deutschland liege die Technische Universität München mit fast 52.000 veröffentlichten Artikeln zwischen 2019 und 2023 vorne, gefolgt von der Ludwig-Maximilians-Universität München mit 47.000 Publikationen und Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg mit 41.000. Besonders häufig zitiert werden laut Bericht Artikel der Charité – Universitätsmedizin Berlin im Verhältnis zur durchschnittlichen oder erwarteten Anzahl von Zitierungen ähnlicher Publikationen. Daher erhält die Charité mit 2,17 das höchste Ergebnis im Field Weighted Citation Impact. Ein Wert von 1,0 würde bedeuten, dass die Publikationen genauso oft zitiert werden, wie der internationale Durchschnitt es angibt. Die Artikel der Charité werden durchschnittlich mehr als doppelt so häufig zitiert wie ähnliche Publikationen anderer Hochschulen.

Deutschland zeichne sich auch durch einen starken und diversen außeruniversitären Forschungsbereich aus: Alle der 274 Institute, die zur Helmholtz-Gemeinschaft, der Max-Planck-Gesellschaft, der Leibniz-Gemeinschaft und der Fraunhofer-Gesellschaft gehörten, arbeiteten eng mit den Hochschulen in Deutschland zusammen. In Publikationszahlen hätte die Helmholtz-Gemeinschaft den größten wissenschaftlichen Output. Die Max-Planck-Gesellschaft hätte die höchste Zahl an Publikationen, die zu dem obersten Prozent an am meisten zitierten Veröffentlichungen gehören. Die Fraunhofer-Gesellschaft verfüge über die Publikationen, die am häufigsten in Patentanmeldungen zitiert würden. Vor allem Autorinnen und Autoren an Leibniz-Instituten würden in Policy Papern zitiert.

Deutschland ist besonders technisch souverän im Bereich Robotik

Die technische Souveränität Deutschlands unterscheide sich je nach Forschungsgebiet. Sie werde mit dem Relativen Aktivitätsindex, der die Anzahl von Publikationen eines Bereichs ins Verhältnis zu den angemeldeten Patenten in diesem setzt. Besonders gut schneide Deutschland da bei den Themen Robotik und Industrie 4.0 ab, weniger gut beispielsweise in Quantentechnologien und Batterietechnik. In diesen sei die Abhängigkeit von ausländischer Expertise groß.

Insgesamt liege Deutschland im internationalen Vergleich auf einer mittleren Position hinsichtlich der Anzahl wissenschaftlicher Veröffentlichungen. Deutschland ist demnach die fünftstärkste Forschungsnation nach China, den Vereinigten Staaten von Amerika, Indien und dem Vereinigten Königreich. Diese Betrachtung berücksichtigt allerdings nur die Anzahl der Veröffentlichungen nicht deren Qualität oder Einfluss. Der Sozialwissenschaftler Professor Thomas Hinz gegenüber dem Briefing-Dienst Table Media, dass die Erkenntnisse des Berichts auf dem quantitativen Output der Organisationen beruhten, ohne etwa die Größe der Organisationen zu berücksichtigen oder die Disruptionskraft der einzelnen Veröffentlichungen zu analysieren. Der Elsevier Bericht basiert auf Daten der Datenbanken und Analysetools des Verlags Scopus, SciVal und PatentSight.

cpy