Spieler der deutschen Nationalelf
picture alliance/Pressefoto Ulmer

WM-Studie 2018
Die meisten Deutschen rechnen mit Titelverteidigung

Zum Start der WM hat ein Forscherteam der Uni Hohenheim die Deutschen zu ihren Einschätzungen befragt. Das Final-Duell haben diese klar vor Augen.

14.06.2018

Am Donnerstagnachmittag hat das Warten ein Ende: Um 17 Uhr ist Anpfiff für das Auftaktspiel zwischen Russland und Saudi-Arabien. Die Deutschen stehen dann am Sonntag zur gleichen Zeit gegen Mexiko auf dem Platz. Parallel laufen die Analysen und Einschätzungen über den Ausgang der WM. Internationale Marktforschungsinstitute wie YouGov befragen die Bevölkerung nach ihrer Meinung, Unternehmen wie die UBS ermitteln anhand statistischer Hochrechnungen, wer sich im Finale gegenüberstehen wird. 

Ein Forscherteam um Marketing-Professor Dr. Markus Voeth von der Universität Hohenheim in Stuttgart führt seit 2001 repräsentative Umfragen durch. 1.000 Personen haben sie in Deutschland zu ihrer Einschätzung über den Ausgang der WM 2018 befragt. Demnach glauben die Fans mehrheitlich an den Erfolg ihrer Mannschaft.

Während 2014 nicht mal jeder Dritte an einen Titelgewinn von Jogi Löws Nationalelf glaubte, seien 2018 mehr als 53 Prozent davon überzeugt, dass Deutschland den Weltmeistertitel verteidigen wird. "Dass die deutsche Nationalmannschaft den Titel bei der letzten WM gewonnen hat, führt zu einem größeren Zutrauen der Bevölkerung", analysiert Voeth sein Studienergebnis. Der Glaube an die deutsche Mannschaft erstrecke sich über alle Alters- und Geschlechtergruppen.

Bei der YouGov-Umfrage glaubten im Vergleich 44 Prozent an einen Sieg, die UBS-Analysten berechneten eine 24-prozentige Siegeswahrscheinlichkeit. Je nach Herangehensweise schwanken die Ergebnisse sichtbar stark.

Das Forscherteam um Voeth hat weitergefragt: Wer steht etwa am 15. Juli in Moskau im Finale? Die meisten Befragten tippen auf Deutschland und Brasilien. Auf Platz zwei der meistgenannten Paarungen steht Deutschland gegen Spanien. Dahinter folgt die Konstellation Deutschland gegen Frankreich. Zum Vergleich: 2014 glaubten die meisten Deutschen an ein Finale zwischen Brasilien und Spanien. Am zweithäufigsten genannt wurde die Paarung Deutschland gegen Spanien. Am dritthäufigsten nannten die Befragten die Partie Spanien gegen Deutschland.

Fußball in der Linguistik

Auch die Linguistinnen und Linguisten an den deutschen Hochschulen haben Spaß am Fußball. Ein Forscherteam der Technischen Universität Berlin hat sich zum Beispiel die Mühe gemacht, 60 Millionen Wörter aus der Fußballsprache zu untersuchen. Dafür lasen sie Spielberichte und Liveticker oder schauten die Interviews mit Fußballerinnen und Fußballern nach Abpfiff der Spiele. Entdeckt haben sie dabei 185 Verben für das Wort "schießen". Ob dreschen oder knüppeln – mit dem Begriff der "Fußballlinguistik" wollen sie den Begriffen die "wohlverdiente wissenschaftliche Weihe" verleihen.

Die höchsten Leistungsbewertungen erhielten bei der Befragung Thomas Müller und Toni Kroos, dicht gefolgt von Jerome Boateng und Mats Hummels. Schlecht schnitten in Voeths Studie Mario Götze und Sandro Wagner ab. Voeth scheint die Experten unter den WM-Zuschauern befragt zu haben: Beide Spieler haben es nicht in den Kader für die WM in Russland geschafft.

Fußball-Begeisterung vor allem national

Doch geht es auch im Fußball nicht nur um die Leistung. Wer ist den Befragten denn in der Nationalelf am sympathischsten? Manuel Neuer und Thomas Müller lautet die Antwort. Damit kann Müller gleich doppelt punkten - und Sandro Wagner muss doppelt schwitzen. Er ist nicht nur schlechtester Spieler in den Augen der Voeth-Befragten. Er bekommt auch die wenigsten Sympathiepunkte. "Nach seinem öffentlichen Streit mit Jogi Löw ist er den Fans anscheinend nicht positiv in Erinnerung geblieben", interpretiert Voeth.

Die Studienergebnisse zeigen insgesamt, dass nicht nur das Interesse an der WM, sondern auch am Fußball allgemein gestiegen zu sein scheint. So gaben mehr Befragte als 2014 an, auch die Bundesliga und andere Fußball-Wettkämpfe zu verfolgen. Doch verlagert sich der Fokus laut den Ergebnissen von Voeth auf das Nationale. Nur gut 41 Prozent der Befragten geben an, die WM-Spiele unabhängig von den spielenden Mannschaften zu verfolgen. 2014 waren es noch 68 Prozent.

kas