Glasgefäße mit Impfstoffen von Johnson & Johnson, Moderna, Astrazeneca und Biontech
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Coronavirus-Vakzine
Die vier zugelassenen Impfstoffe im Vergleich

In der EU ist nun auch der Impfstoff von Johnson & Johnson zugelassen. Welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten haben die zugelassenen Präparate?

12.03.2021

Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hat am Donnerstag den Corona-Impfstoff des Herstellers Johnson & Johnson zur Zulassung empfohlen. Die EU-Kommission folgte der Empfehlung und genehmigte am Donnerstag die Nutzung des Impfstoffs, der von der Johnson-Tochter Janssen in den Niederlanden entwickelt wurde.

Nach den Präparaten von Biontech/Pfizer, Moderna und Astrazeneca ist er das vierte in der Europäischen Union (EU) zugelassene Vakzin gegen Covid-19. Der neu zugelassene Corona-Impfstoff hat eine Besonderheit in der Handhabung: Das Präparat Ad26.COV2.S muss nur einmal verabreicht werden. Die drei anderen Impfstoffe benötigen zwei Dosen.

Wie unterscheiden sich die Impfstoffe im Aufbau?

Die Vakzine von Astrazeneca und Johnson & Johnson sind sogenannte Vektorimpfstoffe. Sie basieren auf einem abgeschwächten Virus, das zusammen mit seiner eigenen Erbinformation zusätzlich eingebrachte Informationen über das Coronavirus in den Körper schleust. Bei Johnson & Johnson ist der Vektor ein unschädlich gemachtes menschliches Schnupfenvirus. Bei Astrazeneca ist der Träger eine abgeschwächte Version eines Erkältungsvirus von Schimpansen. Beide Vektoren enthalten genetisches Material eines Oberflächenproteins von Sars-CoV-2, mit dem der Erreger an menschliche Zellen andockt. Die Körperzellen des Geimpften bilden mit Hilfe der Bauanleitung das Protein, der Körper entwickelt dagegen eine Immunantwort mithilfe von Antikörpern und Immunzellen.

Die Präparate von Biontech/Pfizer und Moderna dagegen sind sogenannte mRNA-Impfstoffe. Das "m" steht für messenger (Bote), "RNA" ist die Abkürzung für Ribonukleinsäure. Bei den Impfstoffen ist die mRNA die genetische Bauanleitung für einen Bestandteil des Covid-19-Erregers. Sie gelangt eingehüllt in winzige Fetttröpfchen in die Körperzellen. Diese stellen dann ebenfalls das Virusprotein her, gegen das der Körper seine Immunantwort entwickelt.

Wie gut wirken die Impfstoffe?

Der Impfstoff von Johnson & Johnson bietet laut US-Arzneimittelbehörde (FDA) einen 66-prozentigen Schutz vor mittleren oder schweren Covid-19-Verläufen – gemessen 28 Tage nach Verabreichung. Vor schweren bis lebensbedrohlichen Erkrankungen ist der Geimpfte laut FDA nach dem gleichen Zeitraum mit 85 Prozent geschützt. Das Mittel von Astrazeneca wies laut Hersteller 14 Tage nach der zweiten Dosis eine Wirksamkeit von etwa 70 Prozent auf. In einer neuen Studie erreichte es bei einem deutlich größeren Abstand zwischen den Dosen nach der zweiten Impfung bis zu 82 Prozent.

Höher liegen die Ergebnisse bei den mRNA-Präparaten: Das US-Unternehmen Moderna beziffert die Wirksamkeit seines Impfstoffs auf 94 Prozent – gemessen 14 Tage nach der zweiten Dosis. Das Präparat Comirnaty von Biontech/Pfizer zeigte laut Studien der Unternehmen bereits sieben Tage nach der zweiten Dosis eine Wirksamkeit von 95 Prozent. Alle vier Impfstoffe sind wirksamer als zu Beginn der Pandemie erwartet wurde.

Jüngst wurden Bedenken entkräftet, dass diese Werte bei einem massenhaften Einsatz nicht erreicht werden könnten. Aus Israel mit überwiegend verwendeten Biontech-Impfstoff und Großbritannien mit dem von Astrazeneca kamen positive Daten, dass entsprechende Klinikeinweisungen stark reduzieren würden. Studien aus Israel und Großbritannien legen auch nahe, dass vor allem Biontechs Wirkstoff Ansteckungen deutlich vermindert.

Wie oft wird geimpft?

Das Präparat von Johnson & Johnson muss nur einmal verabreicht werden. In vorherigen Studien versuchte der Hersteller es zunächst auch mit zwei Dosen. Der Konzern setzte jedoch auf eine Einmalgabe, weil in den Studien im Blut bereits nach der ersten Dosis hohe Konzentrationen an Antikörpern gemessen wurden.

Alle drei weiteren in der EU zugelassenen Impfstoffe erfordern zwei Impfungen. Der Abstand zwischen den Dosen beträgt beim Produkt von Biontech/Pfizer etwa drei Wochen, beim Produkt von Moderna sind es rund vier, bei Astrazeneca mindestens vier Wochen. Wegen der höheren Wirksamkeit bei einer verzögerten zweiten Gabe rät die Weltgesundheitsorganisation (WHO), mit der zweiten Dosis von Astrazeneca bis zu zwölf Wochen zu warten.

Bei beiden Impfungen solle stets dasselbe Präparat zum Einsatz kommen, rät das Robert Koch-Institut (RKI). Bei einem Wechsel des Präparats könne die volle Wirksamkeit derzeit nicht gewährleistet werden, teilt das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) mit. Bei einer möglicherweise notwendigen späteren Auffrischimpfung, beispielsweise nach einem Jahr, ist ein Wechsel des Präparats  – etwa von Vektor- zu mRNA-Impfstoff – nach Ansicht von Immunologen problemlos möglich.

Wie werden die Impfstoffe gelagert?

Ein großer Vorteil bei den vektorbasierten Präparaten von Johnson & Johnson und Astrazeneca ist, dass man sie bei Kühlschranktemperaturen von zwei bis acht Grad Celsius über Monate lagern kann. Der mRNA-Impfstoff von Biontech/Pfizer wird dagegen bei rund minus 70 Grad aufbewahrt. Nach jüngsten Informationen der Unternehmen bleibt er jedoch zwei Wochen lang auch bei minus 25 bis minus 15 Grad Celsius stabil. Beim mRNA-Impfstoff von Moderna muss es mit etwa minus 20 Grad nicht ganz so kalt sein.

Welche Nebenwirkungen gibt es?

Dem RKI zufolge waren bislang Schmerzen an der Einstichstelle, Abgeschlagenheit, Kopf- und Gelenkschmerzen sowie Schüttelfrost die nach den Impfungen am häufigsten beobachteten Nebenwirkungen. Im Allgemeinen waren sie aber schwach bis mäßig und klangen nach kurzer Zeit wieder ab. Laut RKI können wie bei allen anderen Impfstoffen "in sehr seltenen Fällen" allergische Sofortreaktionen bis hin zum Schock oder andere auch bisher unbekannte Komplikationen nicht ausgeschlossen werden.

Die Ständige Impfkommission beim RKI (Stiko) empfiehlt die Impfung auch für Menschen mit Immunschwäche – also zum Beispiel bei HIV-Infektionen, Krebserkrankungen oder nach Organtransplantationen. "Wenngleich Personen mit geschwächtem Immunsystem möglicherweise nicht so gut auf den Impfstoff ansprechen, bestehen keine besonderen Sicherheitsbedenken", heißt es auch bei der EMA.

Die EU-Behörde prüft derzeit einen Zusammenhang zwischen Blutgerinnsel und dem Impfstoff von Astazeneca, die Impfungen können währenddessen weitergehen. Dänemark und Norwegen setzten die Impfungen mit diesem Präparat aus Vorsorge vorübergehend aus. Beide Länder machten aber deutlich, dass ein Zusammenhang zwischen Impfung und Blutgerinnsel bisher nicht festgestellt worden sei. Die EMA schrieb am Donnerstag in einem Statement: "Die Zahl der thrombembolischen Vorfälle bei geimpften Menschen ist nicht höher als die Zahl in der Gesamtbevölkerung".

Schützen die Impfstoffe auch vor Varianten des Virus?

Erste Tests deuten darauf hin, dass die Impfstoffe der Hersteller Moderna und Biontech/Pfizer auch vor den beiden zunächst in Großbritannien und Südafrika nachgewiesenen Varianten schützen. Allerdings stellten die Unternehmen auch fest, dass Geimpfte gegen die Variante aus Südafrika offenbar eine schwächere Immunantwort aufbauen.

Das Astrazeneca-Vakzin schützt vor der britischen Mutante, Zweifel gibt es jedoch an der Wirksamkeit gegen die südafrikanische Variante. Südafrika setzt nun auf das Präparat von Johnson & Johnson. Dessen Wirksamkeit gegen die dort vorherrschende Variante B.1.351 sei belegt, hieß es. Das Vakzin soll auch bei der brasilianische Variante P.1 einen Schutz bieten.

Wie viel Impfstoff ist für Deutschland vorgesehen?

Die EU-Kommission hat mit insgesamt sechs Herstellern Rahmenverträge über die Lieferung von insgesamt etwa 2,3 Milliarden Impfstoffdosen geschlossen. Deutschland hat sich laut Gesundheitsministerium gut 94 Millionen Dosen von Biontech/Pfizer gesichert, von Moderna rund 50 Millionen. Von Astrazeneca sollen 56,3 und von Johnson & Johnson 36,7 Millionen Dosen geliefert werden.

dpa/ckr