Genetik
DNA von eineiigen Zwillingen kann sich unterscheiden

Eineiige Zwillinge gelten als genetisch identisch. Eine aktuelle Studie zeigt: Die Unterschiede im Erbgut können erheblich sein.

Genetische Unterschiede zwischen eineiigen Zwillingen können sehr früh in der Embryonalentwicklung beginnen. Im Schnitt unterscheidet sich das Erbgut von eineiigen Zwillingen in 5,2 solcher frühen Mutationen. Das geht aus einer aktuellen Studie hervor, die den Autorinnen und Autoren zufolge mehr Vorsicht bei den gängigen Versuchen mit Zwillingen erforderlich macht.

Zwillinge werden in der Forschung häufig als Modellprobanden verwendet. Sie stammen aus einem einzigen befruchteten Ei, das sich in zwei Teile aufteilt, und verfügen daher über eine vermeintlich nahezu identische DNA. Forschende untersuchen an ihnen traditionell die Auswirkungen der Lebensweise, wie zum Beispiel die Ernährung oder Umweltgifte am Wohnort, auf den Körper. Die Auswirkungen möglicher genetischer Vorbelastung sind bei Zwillingen quasi identisch und können so von den Umweltfolgen unterschieden werden.

"Wenn also von getrennt aufgewachsenen eineiigen Zwillingen einer Autismus entwickelt, ist die klassische Interpretation, dass dies durch die Umwelt verursacht wird", sagte Co-Autor Kari Stefansson, Professor an der Universität von Island und Leiter der biopharmazeutischen Firma DeCODE Genetics gegenüber dem "Guardian". "Aber das ist eine außerordentlich gefährliche Schlussfolgerung." Die Erkrankung könne auch auf eine frühe Mutation während der Embryonalentwicklung zurückgehen.

Für ihre Studie haben die Forscherinnen und Forscher die Genome von 387 eineiigen Zwillingspaaren sowie von ihren Eltern, Ehepartnern und Kindern sequenziert. Dabei fanden sie unterschiedlich weit verbreitete Mutationen im Erbgut der Familien und konnten so die genetischen Mutationen während der Embryonalentwicklung zurückverfolgen.

ckr