Ärztin schreibt etwas in ein Notizbuch
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Medizinische Forschung
Ergebnisse klinischer Studien sollen transparenter werden

Viele Ergebnisse klinischer Studien deutscher Unis sind nicht veröffentlicht oder nicht allen zugänglich. Ein öffentliches Dashboard soll das ändern.

22.03.2023

Universitätskliniken in Deutschland führen regelmäßig klinische Studien mit Patientinnen und Patienten zu neuen Wirkstoffen oder Behandlungen durch. Ethikstandards wie die des Weltärzteverbandes sehen vor, dass die Ergebnisse veröffentlicht werden müssen. Das geschieht jedoch oft erst spät oder teilweise gar nicht, zeigt eine aktuelle Analyse. Ein Forschungsteam des Berlin Institute of Health (BIH) der Charité hat eine Übersicht der Zahl der nicht publizierten klinischen Studien zusammengestellt. Sie ist im Fachmagazin "Plos Medicine" erschienen und auch auf einer Webseite einsehbar.

Untersucht hat das Team rund 3.000 Patientenstudien, die zwischen 2009 und 2017 an den 35 deutschen Unikliniken durchgeführt wurden. Nur in 41 Prozent der Fälle seien deren Ergebnisse, wie von deutschen Forschungsförderern gewünscht, innerhalb von zwei Jahren nach Studienende bekanntgegeben worden. Je nach Universität habe der Anteil nicht innerhalb dieser Frist veröffentlichter Studienergebnisse zwischen 40 und 80 Prozent gelegen.

Auch fünf Jahre nach Studienabschluss fehlten an den Unikliniken noch Publikationen zu 31 Prozent der Studienergebnisse. Besonders schlecht schnitten hier die Kliniken in Aachen, Dresden, Erlangen und Halle ab, wo nur für 50 bis 60 Prozent der klinischen Studien Ergebnisse veröffentlicht waren. Unter den publizierten Daten der untersuchten Studien sei wiederum nur rund die Hälfte via Open Access öffentlich zugänglich gewesen.

Die Erhebung soll den Autorinnen und Autoren zufolge den deutschen Unis eine Auskunft über ihre Publikationsrate geben und dadurch ihre Veröffentlichungspraxis verbessern. Insgesamt stellten die Forschenden über die Jahre bereits eine steigende Transparenz der Daten aus klinischen Studien in Deutschland fest, es sei aber noch deutlich Luft nach oben. Die Charité-Forschenden selbst haben nach eigenen Angaben auf einer ähnlichen Webseite von Forschenden der Universität Oxford, die den Stand für klinische Studien in Europa darstellt, vor drei Jahren sehr schlecht abgeschnitten. Nach einigen Anpassungen im Prozess liege die Charité dort nun mit der Veröffentlichung der Ergebnisse von 97 Prozent ihrer Studien ganz vorne. Auch in anderen Ländern wollen Forschende demnach ähnliche Dashboards einführen.

ckr