Einwegschutzmaske und Ampulle mit der Aufschrift "Covid-19 vaccine"
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Coronavirus
Erste klinische Studie zu Peptid-Impfstoff zugelassen

In Deutschland geht der erste Peptid-Impfstoff gegen Covid-19 in die klinische Phase. Das Vakzin der Uni Tübingen setzt auf Zellimmunität.

01.12.2020

Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) hat erstmals in Deutschland die klinische Prüfung eines Impfstoff-Kandidaten gegen Sars-CoV-2 genehmigt, der auf Peptiden beruht. Das von Forschenden an der Universität Tübingen entwickelte und in Tübingen hergestellte Vakzin soll in den nächsten sechs Monaten an Probanden getestet werden, teilte das für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel zuständige Bundesinstitut am Dienstag mit. In der ersten Phase der klinischen Prüfung würden zunächst 12 gesunde Personen bis 55 Jahren geimpft, anschließend auch ältere Probanden mit Vorerkrankungen. 

Der Impfstoff stimuliere hochspezifisch die T-Zellen des Immunsystems, die infizierte Zellen erkennen und zerstören. Das Tübinger Vakzin setze damit nicht auf Antikörper, die das Virus neutralisieren, sondern auf eine zelluläre Immunantwort. "Der Peptid-Impfstoff ergänzt das Portfolio der Covid-19-Impfstoffplattformen um einen weiteren vielversprechenden Ansatz", sagte PEI-Präsident Professor Klaus Cichutek. Für die Eindämmung der Pandemie seien mehrere Impfstoffe notwendig, um eine ausreichende Versorgung sicherzustellen.

Peptide sind kurze Teilstücke von Proteinen. Der Impfstoff enthält laut Mitteilung verschiedene Peptide von charakteristischen Proteinen des Coronavirus sowie einen verstärkenden Hilfsstoff. Infizierte Körperzellen präsentierten solche Peptide auf ihrer Oberfläche dem Immunsystem, das durch die vorherige Impfung darauf trainiert sei, die infizierten Zellen zu entfernen. In der Krebstherapie werde dieses Prinzip bereits angewendet.

Die bisher am weitesten entwickelten Impfstoffe gegen Covid-19 des Mainzer Unternehmens Biontech und des US-Pharmakonzerns Pfizer sowie des US-Unternehmens Moderna basieren auf mRNA-Wirkstoffen. Diese enthalten den Bauplan für Peptide oder Proteine des Virus, die nach der Impfung im Körper hergestellt werden. Dort regen sie das Immunsystem an, das so ebenfalls lernt, infizierte Zellen zu erkennen und zu bekämpfen. Noch gibt es keinen zugelassenen Impfstoff dieser Art. Auch der Impfstoff-Kandidat des Tübinger Unternehmens CureVac basiert auf mRNA.

Die beiden vergleichbar gut wirksamen mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna befinden sich seit Dienstag in der Prüfung durch die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) und werden voraussichtlich im Dezember beziehungsweise Januar zugelassen. Die Unternehmen hatten bei der EMA Anträge auf die bedingte Marktzulassung der Impfstoffe gestellt. Die Behörde prüfe nun deren Qualität, Sicherheit und Wirksamkeit und treffe eine Nutzen-Risiken-Abwägung, teilte die EU-Kommission zum weiteren Vorgehen mit. Parallel dazu bereiteten sich die EU-Staaten auf den Einsatz der Impfstoffe vor.

ckr