Forschender hält eine DNA-Probe vor einem Computerbildschirm mit Ergebnissen von DNA-Analysen
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Gentechnik
Ethikrat hält Erbguteingriffe derzeit für unverantwortlich

Der Ethikrat bezeichnet Keimbahneingriffe vorerst als zu risikoreich. Die gentechnischen Verfahren schließt er aber nicht grundsätzlich aus.

09.05.2019

Der Deutsche Ethikrat hält gentechnische Verfahren zur gezielten Veränderung des Erbguts von Nachkommen bis auf weiteres für unzulässig. Solche Eingriffe seien wegen ihrer unabsehbaren Risiken derzeit unverantwortlich, teilte das unabhängige Beratungsgremium am Donnerstag in Berlin mit. Bundesregierung und Bundestag sollten sich für einen verbindlichen internationalen Stopp klinischer Anwendungen beim Menschen einsetzen.

Grundsätzlich ethisch auszuschließen seien die Verfahren nicht. Voraussetzung jeglicher künftigen Anwendung sogenannter Keimbahneingriffe wäre aber hinreichende Sicherheit und Wirksamkeit. Eine grundlegende, breite Debatte sei erforderlich. Zudem empfiehlt der Ethikrat, eine internationale Institution einzurichten, die Standards für Keimbahneingriffe am Menschen erarbeiten solle.

Auch im Deutschen Ethikrat gebe es zu vielen Aspekten des Themas unterschiedliche Positionen. Eine große Mehrheit der Mitglieder bewerte beispielsweise die Technologie als ethisch legitim, zumindest zur Vermeidung genetisch bedingter Krankheiten. Andere Mitglieder sähen in Keimbahneingriffe keinen ausreichend hochrangigen Nutzen, der ihre potenziellen Nachteile rechtfertigen könnte.

Der Vorsitzende des Ethikrats, der Theologe Peter Dabrock von der Universität Erlangen-Nürnberg, betonte, es gelte der ungeheuren Dynamik der Entwicklung Rechnung zu tragen. Bereits 2017 hatte der Ethikratbereits mit Arbeiten für die nun vorgelegte Stellungnahme begonnen.

Die weltweite Diskussion hatte Fahrt aufgenommen, nachdem im vergangenen November ein chinesischer Wissenschaftler die Geburt der ersten gentechnisch veränderten Babys bekannt gegeben hatte. Dies sorgte bei Fachkollegen und der Öffentlichkeit in vielen Ländern für Entsetzen und Empörung.

aktualisiert am 09.05.2019, um 14:53 Uhr

dpa/ckr