Person steigt mit FFP2-Maske in Bahn ein
picture alliance/dpa | Tobias Hase

Pandemie
Experten fordern Null-Fälle-Strategie zur Eindämmung von Corona

Expertinnen und Experten dringen auf ein konsequenteres Vorgehen bei Corona. Das hat auch mit den neuen Mutationen des Virus zu tun.

19.01.2021

Expertinnen und Experten haben die Bundesregierung zu einem entschiedenen und weitsichtigen Vorgehen in der Eindämmung der Corona-Pandemie aufgerufen. Vor den Bund-Länder-Beratungen am Dienstag forderten sie, dass der Lockdown verlängert und die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie verschärft werden müssten. Das berichtete die "Zeit" mit Verweis auf die "No Covid"-Strategie der Runde aus 13 namhaften Forscherinnen und Forschern.

Diese setzen laut Berichterstattung auf ein nachhaltiges Vorgehen, das konsequent durchgezogen werden müsse. Auch dürfe es nicht zeitlich terminiert sein, sondern müsse sich am zu erreichenden Ergebnis orientieren. Alles andere sei willkürlich und ziehe "frustrierende Verlängerungen" nach sich, wie die "Zeit" aus dem Papier zitiert. 

Eine Inzidenz von Null könne laut den Autorinnen und Autoren des Papiers erreicht werden, wenn Neuinfektionen zeitnah gedrosselt, die dann niedrigeren Fallzahlen konsequent verteidigt und die Bevölkerung aus eigenem Interesse stärker zur Einhaltung der Vorkehrungen motiviert werden könne. Die Forschenden gehen davon aus, dass Deutschland mit einem solchen Vorgehen in wenigen Wochen auf 10 Neuinfektionen pro Woche und 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner kommen könne.

Dazu gehöre unter anderem, dass "möglichst umfassend und flächendeckend" auf das Homeoffice gesetzt werden. Branchen wie das produzierende Gewerbe mit einer sehr hohen Wertschöpfung bei gleichzeitig geringer Ansteckungsgefahr könnten unter strengen Hygienevorschriften geöffnet bleiben. Gefragt seien in solchen Fällen FFP2-Masken, gute Lüftung und ein konsequentes und regelmäßiges Testen der Beschäftigten.

Corona: "Massive" Sorge vor Kontrollverlust in Deutschland

Nach einem System der "grünen Zonen" müsse verhindert werden, dass Sars-Cov-2 erneut in dann virusfreie Gebiete eingetragen würde. Das erfordere konsequente Mobilitätskontrollen, Tests und Quarantäneregeln. Erneute Ausbrüche müssten "sofort und rigoros" bekämpft werden. Parallel seien eine effiziente Teststrategie und Impfkampagnen gefragt.

Die Dringlichkeit für schärfere Maßnahmen erklärten die Expertinnen und Experten auch mit den inzwischen auch in Deutschland nachgewiesenen Mutationen des Coronavirus. Diese sind laut bisherigen Informationen deutlich ansteckender als das Virus in seiner ursprünglichen Form. Die Forschen machten laut "Deutschlandfunk" (DLF) deutlich, dass sie "massive" Sorge hätten, dass die Pandemie in Deutschland außer Kontrolle geraten könne.

Dr. Rolf Apweiler, Direktor des European Bioinformatics Institute Cambridge, sprach bei den Beratungen laut Radiosender von einem sechs- bis achtmal höheren Ansteckungsrisiko. Wenn der politische Wille dafür fehle, brächten auch die besten Teststrategien nichts, warnte der Wissenschaftler laut "DLF".

Zu den fachübergreifenden Autorinnen und Autoren des Papiers gehören weiter die Virologin Melanie Brinkmann und der Physiker Michael Meyer-Hermann vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, der Wirtschaftswissenschaftler und Präsident des Ifo-Instituts Clemens Fuest und der Soziologie Heinz Bude von der Universität Kassel sowie der Mediziner Michael Hallek von der Universität zu Köln und der Politikwissenschaftler Maximilian Mayer von der Universität Bonn.

Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten der Länder wollen am Nachmittag über das weitere Vorgehen in der Pandemie beraten. Als sicher gilt bereits jetzt, dass der aktuelle Lockdown über Ende Januar hinaus verlängert wird. Diskutiert wird ergänzend zu den von den genannten Forderungen der Expertinnen und Experten, dass mehr Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ins Homeoffice wechseln sollten. Auch Grenzkontrollen sind laut Medienberichten im Gespräch.

kas