Taschenrechner und Kugelschreiber liegen auf einer Tabelle mit Zahlen
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Deutsche Forschungsgemeinschaft
"Förderatlas 2021" sieht NRW vorn

Wo in Deutschland wird mit öffentlichen Geldern besonders stark geforscht? Einige Antworten aus dem neuen DFG-Förderatlas.

05.10.2021

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat am Dienstag zusammen mit der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) und dem Stifterverband (SV) den "Förderatlas 2021" vorgestellt. Der seit 1997 alle drei Jahre erscheinende Bericht liefert Zahlen zur öffentlich finanzierten Forschung in Deutschland und gibt Auskunft über die Forschungsfinanzierung per Drittmittel im Zeitraum von 2017 bis 2019.

Zum ersten Mal unterteilt der Förderatlas eingeworbene Drittmittel auch nach Bundesländern. Demnach gingen die meisten der rund 9,48 Milliarden Euro bewilligten DFG-Mittel von 2017 bis 2019 nach Nordrhein-Westfalen (1,83 Milliarden Euro), gefolgt von Baden-Württemberg (1,60 Milliarden Euro) und Bayern (1,46 Milliarden Euro). Im oberen Mittelfeld lagen Berlin (839 Millionen), Niedersachsen (791 Millionen), Hessen (636 Millionen) und Sachsen (600 Millionen). Dahinter folgten Rheinland-Pfalz (304 Millionen), Hamburg (297 Millionen), Schleswig-Holstein (221 Millionen), Thüringen (204 Millionen), Bremen (201 Millionen) und Sachsen-Anhalt (160 Millionen). Die Schlusslichter bildeten Brandenburg (141 Millionen), das Saarland (103 Millionen) und Mecklenburg-Vorpommern (98 Millionen).

Bei den Regionen lag im Atlas Berlin mit 839 Millionen Euro Drittmitteln vorn, dicht gefolgt von der Region München mit 816 Millionen Euro. Mit größerem Abstand erreichte die Region Unterer Neckar (Heidelberg und Mannheim) den dritten Platz mit 432 Millionen Euro.

Kaum Veränderung in der Hochschullandschaft

In den Ranglisten der DFG-Bewilligungen nach Hochschulen und Wissenschaftsbereichen zeigten sich im aktuellen Atlas nur wenige Veränderungen gegenüber früheren Erhebungen. "Wir stellen also auch weiter eine hohe Stabilität im Hochschulsystem fest und nicht den mitunter gemutmaßten Verdrängungswettbewerb", erklärte die DFG-Präsidentin, Professorin Katja Becker. Unter den insgesamt 225 Hochschulen, die DFG-Fördermittel eingeworben hatten, seien fast 100 Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW).

Erstmals führten laut Bericht beide Münchner Universitäten die Liste der drittmittelstarken Hochschulen an. An erster Stelle lag im Atlas erneut die LMU München (369 Millionen Euro), nun gefolgt von der TU München (347 Millionen Euro) und der Universität Heidelberg (332 Millionen Euro). Die weiteren Spitzenplätze belegten die RWTH Aachen, die TU Dresden, die FU Berlin sowie die Universitäten in Tübingen, Köln, Freiburg und Erlangen-Nürnberg. Merklich verbessert in der Rangliste haben sich zudem die Universitäten in Bochum (von 22 auf 18), Duisburg-Essen (von 31 auf 23), Ulm (von 38 auf 33) und Gießen (von 39 auf 34).

In den Geistes- und Sozialwissenschaften hätten die FU Berlin und die LMU München die meisten Mittel eingeworben, gefolgt von der Universität Tübingen, der HU Berlin und der Universität Frankfurt/Main. In den Lebenswissenschaften lagen die LMU München, die Universitäten Heidelberg, Freiburg, Göttingen und die TU München vorn, in den Naturwissenschaften die Universitäten Heidelberg, die TU München, das Karlsruher KIT und die Universitäten Mainz und Bonn. In den Ingenieurwissenschaften seien die meisten DFG-Mittel an die RWTH Aachen gegangen, gefolgt von der Universität Stuttgart, der TU Dresden, der Universität Erlangen-Nürnberg und der TU Darmstadt.

In Relation zur Zahl der Professorinnen und Professoren und deren Fachprofil habe die Universität Konstanz die meisten DFG-Mittel erhalten, gefolgt von der Universität Mannheim. Insgesamt hätten 29 Hochschulen mehr Drittmittel eingeworben, als es ihre Größe und ihr Fachprofil nach Professorenschaft erwarten ließen.

Mehr Drittmittel vom Bund, weniger aus der Industrie

Fast jedes fünfte durch die DFG geförderte Forschungsprojekt sei mit mindestens einer internationalen Beteiligung durchgeführt worden, am häufigsten in Kooperation mit Partnern in den USA, China, Australien, Kanada und Israel. Die meisten europäischen Kooperationspartner seien aus Frankreich, der Schweiz, Österreich und Großbritannien sowie Tschechien und Polen.

Nachdem der Anteil der Drittmittel an der Gesamtfinanzierung der Hochschulen lange angestiegen sei und 2013 mit 28,1 Prozent einen Höchststand erreicht habe, sei er seitdem weitgehend stabil. 2019 lag der Drittmittelanteil dem Atlas zufolge bei 26,9 Prozent. Bei den staatlichen Grundmitteln habe sich demgegenüber der Anstieg der vergangenen Jahre fortgesetzt. Insgesamt erhielten die Hochschulen in Deutschland 2019 rund 23,7 Milliarden Euro Grundmittel und 8,7 Milliarden Euro Drittmittel. Die meisten Drittmittel kam dabei weiterhin von der DFG mit 31,5 Prozent. Der Anteil des Bundes, der 2010 noch bei 22 Prozent gelegen hatte, sei auf nun 29 Prozent gestiegen. Aus der EU seien rund 10 Prozent aller Drittmittel gekommen. Weiter gesunken seien die Drittmittel aus Industrie und Wirtschaft auf nun 17 Prozent.

Ein Sonderkapitel des Atlas widmet sich den Förderungen zwischen 1921 und 1945, die von der Vorgängerorganisation der DFG, der "Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft", bewilligt wurden.  Damals seien Forschung und Förderung stark auf Berlin konzentriert gewesen, die heutigen forschungsstarken Bundesländer seien wenig in Erscheinung getreten. Ein zweites Sonderkapitel analysierte anhand der DFG-Förderungen die schrittweise Integration der früheren DDR-Forschung nach der Wiedervereinigung. Heute enstpreche das Projektaufkommen der ostdeutschen Bundesländer bei der DFG ziemlich genau ihrem Bevölkerungsanteil.

Eingeflossen in den 156 Seiten starken Atlas sind laut Mitteilung mehrere Zehntausend Daten aller großen öffentlichen Forschungsförderer in Deutschland und der Europäischen Union. Der gesamte Bericht sowie detaillierte Tabellen und interaktive Übersichten zu den Zahlen des Atlas sind online einsehbar.

ckr