Marine Ökologie
Forscher fordern Maßnahmen zur Rettung von Korallenriffen
Ein internationales Team von Forschenden hat die Politik in einem am Dienstag veröffentlichten Positionspapier aufgefordert, mit konkreten Maßnahmen gegen das Absterben der weltweiten Korallenriffe vorzugehen. "Die aktuellen Forschungsergebnisse zeigen, dass nur sehr wenige Korallenriffe intakt bleiben werden, wenn wir jetzt nicht handeln", betonte Christian Wild, Professor für Marine Ökologie an der Universität Bremen und Organisator des 14. Internationalen Korallenriff-Symposiums, auf dem sich bis Freitag 1.200 Fachleute digital austauschen.
Das Strategiepapier sei als Weckruf zu verstehen, sagte Wild. Die Riffe befänden sich an einem Wendepunkt, 30 Prozent seien bereits verloren, 40 Prozent massiv bedroht. Ursachen für die Zerstörung dieser bedeutenden Ökosysteme seien vor allem die Überfischung und die Verschmutzung der Meere sowie der Klimawandel.
Die Expertinnen und Experten fordern drei Maßnahmen: die Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius, die Verbesserung lokaler Bedingungen für die Riffe etwa durch Kläranlagen und die Wiederaufforstung von Mangroven sowie die aktive Restauration von Korallenriffen. Bei der Wiederherstellung von Riffen sollen neue Ansätze verfolgt werden: "Das Ziel ist die Aufzucht von "Superkorallen", die besonders hitzeresistent sind", sagte Wild. Sie könnten Wassertemperaturen von bis zu 34 Grad Celsius aushalten. "Normalerweise fangen sie bei 29 Grad Celsius an zu bleichen", sagte der Wissenschaftler. Entsprechende Feldversuche seien vielversprechend.
Auch das umfangreichste Korallenriff-Ökosystem der Welt, das Great Barrier Reef vor der australischen Nordostküste, steht vor dem Kollaps: Drei verheerende Korallenbleichen innerhalb der vergangenen fünf Jahre – 2016, 2017 und 2020 – sowie die Industrialisierung entlang der Küsten haben ihm schwer zugesetzt. Jetzt ist sein Welterbe-Status in Gefahr: Die Unesco will in den nächsten Tagen entscheiden, ob das Great Barrier Reef auf die Liste gefährdeter Naturerbestätten gesetzt wird. Eine Studie ergab, dass das mehr als 340.000 Quadratkilometer große Riff innerhalb von gut zwei Jahrzehnten bereits mehr als die Hälfte seiner Korallen verloren hat.
Der Weltklimarat IPCC warnte schon 2018, dass 70 bis 90 Prozent aller tropischen Korallenriffe der Welt absterben könnten, wenn die globale Temperatur um 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit steigt.
dpa