Mitarbeiter arbeitet an Rack mit Blutproben in einem Labor
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Corona-Impfstoffe
Forscher fordern Regulierung von Selbstversuchen

Weltweit suchen Forscher nach einem Impfstoff gegen Covid-19. Einige testen ihre Kandidaten an sich selbst. Andere Wissenschaftler warnen nun davor.

23.09.2020

In den vergangenen Wochen gab es mehrere Fälle, in denen Forschende von ihnen entwickelte Corona-Impfstoffe an sich selbst getestet haben. Solche Selbstversuche müssten dringend reguliert werden, fordern nun Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den USA und Dänemark. Diese Form der Forschung werfe viele rechtliche und ethnische Fragen auf, erläutern sie im Fachmagazin "Science". Wenn diese Selbstversuche nicht angegangen würden, könne das Vertrauen der Menschen in die Entwicklung sicherer Corona-Impfstoffe beeinträchtigt werden.

Der Drang danach könne aus dem Irrglauben entstehen, dass Selbstversuche keinen zeitaufwendigen Überprüfungen und Regularien unterlägen, schreiben die Forscherinnen und Forscher in ihrem Artikel. Das sei aber faktisch und rechtlich falsch. Die US-Arzneimittelbehörde FDA müsse ihre entsprechenden Regeln und ihre Autorität klarstellen.

Mehrere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, unter anderem in den USA, Russland und China, haben eigenen Angaben zufolge bereits selbst zusammengemischte Corona-Impfstoffkandidaten am eigenen Körper ausprobiert. Für Schlagzeilen hatte zuletzt unter anderem ein Peptidimpfstoff des sogenannten Rapid Deployment Vaccine Collaborative (Radvac) in den USA gesorgt, den man in die Nase spritzen soll. Rund 30 Menschen hätten das Präparat bereits an sich erprobt, berichtete die "New York Times".

Selbstversuche sind historisch üblich

Der russische Wissenschaftler Alexander Ginzburg hatte vor Kurzem erklärt, er habe sich selbst mit dem Impfstoffkandidaten "Sputnik V" impfen lassen. Ginzburg ist Direktor des Gamaleja-Forschungszentrums in Moskau, das den weltweit ersten für die breite Verwendung in der Bevölkerung freigegebenen Impfstoff gegen Corona entwickelte. Ein "großer Kreis von Kollegen" hat sich Ginzburg zufolge ebenfalls selbst das neue Serum gespritzt.

Dass Forschende Impfstoffe an sich selbst ausprobieren, hat es in der Geschichte immer wieder gegeben. Der US-Wissenschaftler Jonas Salk beispielsweise, der Mitte des 20. Jahrhunderts den ersten wirksamen Impfstoff gegen Kinderlähmung entwickelte, testete diesen zuerst an sich und Mitgliedern seiner Familie.

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird derzeit weltweit in fast 200 Projekten nach geeigneten Impfstoffen zum Schutz vor Corona gesucht. Experten rechnen mit einer breiten Verfügbarkeit geeigneter Impfstoffe erst im kommenden Jahr.

dpa/ckr