Mutter am Laptop mit Kind
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Arbeitsmarkt
Forscher untersuchen Effekte von Corona auf Gleichstellung

Frauen schadet die aktuelle Coronakrise beruflich besonders. Langfristig könnten sie laut einer Studie jedoch profitieren.

08.04.2020

Ein internationales Forscherteam um die Mannheimer Ökonomin Professorin Michèle Tertilt hat die Effekte der Corona-Pandemie auf die Beschäftigung von Männern und Frauen genauer untersucht. Sie kamen zu dem Schluss, dass vor allem Branchen von der Krise betroffen seien, in denen mehrheitlich Frauen arbeiteten. Darüber hinaus seien diese häufig stärker in die Aufgaben im Haushalt eingebunden als Männer. Kurzfristig benachteilige dies Frauen beruflich, wie die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in einem Diskussionspapier schreiben. Auf lange Sicht könnte es jedoch einen kulturellen Wandel geben, von dem Frauen profitierten.

Die Corona-Pandemie trifft Berufe in Gesundheit, Gastronomie und Reisebranche besonders stark. Einschränkungen im Kontakt mit anderen Menschen machen die Arbeit in vielen Brachen unmöglich. Das betrifft laut Diskussionspapier vor allem Frauen. Damit unterscheide sich die aktuelle wirtschaftliche Krise von anderen Rezessionen wie etwa der Finanzkrise. Damals hätten deutlich mehr Männer als Frauen ihren Arbeitsplatz verloren, etwa in der Produktion oder im Bauwesen. Hinzu kämen die derzeitigen Schließungen von Kitas und Schulen. So könnten auch anderen Frauen ihrer Tätigkeit teils nicht nachkommen, seien sie doch immer noch stärker in Haushalt  und Kinderbetreung eingebunden. Besonders stark treffe dies alleinerziehende Mütter.

Home-Office und Paradigmenwechsel in Rollenverteilung

Auf lange Sicht könnten Frauen von der derzeitigen Situation jedoch profitieren, heißt es im Papier. "Das hängt damit zusammen, dass aufgrund der Krise viele Menschen ihrer Arbeit von zu Hause nachgehen und die Möglichkeiten des Homeoffice nutzen. Die Unternehmen haben in die entsprechende Technologie investiert und sich auch von ihren Vorteilen überzeugt", heißt es in einer Mitteilung der Universität. "Erfahrungen aus der Vergangenheit zeigen, dass selbst temporäre Entwicklungen wie diese anhaltende Effekte auf die Gesellschaft haben können." Darüber hinaus seien in vielen Haushalten auch Männer derzeit stärker als sonst in den Haushalt eingebunden.

"Millionen von Männer sind derzeit im Homeoffice, während ihre Frauen weiterhin ihren Jobs in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen nachgehen – weil sie Vorort unentbehrlich sind. Viele Väter übernehmen daher zum ersten Mal in ihrem Leben die Betreuung ihrer Kinder zu Hause zu fast 100 Prozent" – ein Paradigmenwechsel, der in der Rollenverteilung zwischen Männern und Frauen Normen ändern könnte, so die Forscherinnen und Forscher. Ihre Veröffentlichung ist Teil eines größeren Forschungsprojekts zur Gleichstellung, das unter anderem von der Deutschen Forschungsgmeinschaft (DFG) gefördert wird.

kas