Frau mit Headset sitzt vor Bildschirm mit laufender Videokonferenz
mauritius images / Westend61 / Uwe Umstätter

Sprachübermittlung
Frauenstimmen wirken bei Videokonferenzen weniger kompetent

In Videokonferenzen wird die Sprache der Teilnehmenden unvollständig übertragen. Die Einstellungen filtern dabei das Charisma aus weiblichen Stimmen.

06.04.2021

Die Stimmverarbeitung bei Videokonferenzen benachteiligt Frauen. Ihre Stimmen werden wegen der Kompression der Sprache bei Online-Gesprächen als weniger ausdrucksstark, kompetent und charismatisch wahrgenommen als die von Männern. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von Wissenschaftlern der Universität Magdeburg und der dänischen Universität Sønderborg.

Programme wie Zoom, Skype oder Teams würden nicht alle Anteile der Sprache übertragen. Zudem würden wegen des hohen Datenvolumens Frequenzen ausgedünnt, heißt es in der Studie. Dabei würden Männer- und Frauenstimmen nicht gleichbehandelt. "Bisher wird in der Audioverarbeitung mit vorher festgelegen Frequenzbereichen gearbeitet, die den stimmlichen Unterschieden der Geschlechter – vor allem der höheren Stimme von Frauen – nicht immer Rechnung tragen", sagte Studienleiter Juniorprofessor Ingo Siegert laut Mitteilung der Uni Magdeburg.

In der Studie bewerteten Testhörerinnen und Testhörer Audiobeispiele neutraler deutscher Sätze, die von trainierten Sprecherinnen und Sprechern mit unterschiedlichen Emotionen aufgenommen wurden. Frauenstimmen, die unter Bedingungen von Online-Meetings aufgenommen worden waren, schnitten den Angaben nach deutlich schlechter ab. Anschließend haben die Forscher die gleichen Beispiele hinsichtlich Stimmhöhe, Stimmumfang und Klangtiefe vermessen. Dabei kamen sie zu dem Ergebnis, dass den Frauenstimmen in den Online-Konferenzen im Vergleich zu den männlichen wesentliche emotionale Komponenten fehlten, die für den charismatischen Ausdruck relevant seien.

"Wir haben mit dem neuen Wissen nun die Chance, nachzusteuern, da wir jetzt konkret den Effekt zeigen und messen konnten", ergänzte Siegert. Künftig solle in der Entwicklung neuer Kompressionsmethoden verstärkt auf die Übertragung von Merkmalen wie Ausdrucksstärke oder Emotionalität geachtet werden. Die Wirkung unserer Stimme sei immens wichtig, wenn es darum gehe, überzeugend zu sein und Präsenz zu zeigen, so Siegert weiter, "insbesondere, weil Video-Konferenzen oft unter suboptimalen Licht-, Haltungs- und Blickverhältnissen stattfinden."

ckr/dpa