Forscherin mit Schutzbrille, Kittel und Handschuhen schneidet mit einer Schere einen symbolischen DNA-Strang aus Perlen
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CRISPR/Cas
HIV aus dem Erbgut lebender Mäuse entfernt

Mit Gentechnik ist es Forschern gelungen, den Aids-Erreger aus dem Genom lebender Tiere zu schneiden. Ein HIV-Heilmittel für Menschen ist noch fern.

02.07.2019

US-Forscher haben den Aids-Erreger HIV vollständig aus dem Erbgut lebender Tiere entfernt. Gelungen sei das mit einer Kombination moderner Medikamente und der Genschere CRISPR/Cas9, berichten sie im Fachjournal "Nature Communications". Bei 5 von 13 behandelten Mäusen war das Virus demnach bis zu fünf Wochen nach der Behandlung nicht mehr nachweisbar. Mit der Therapie wurden auch jene Viren erreicht, die inaktiv im Erbgut der Körperzellen ruhen.

Eine Heilung von Aids beim Menschen ist bisher nicht möglich. Bislang eingesetzte Medikamente können die Erregerlast bei Patienten zwar unter die Nachweisgrenze senken, allerdings werden im Körper ruhende Viren nicht erreicht. Inaktive Erreger-Reservoire gibt es etwa im Darm oder im Gehirn. Setzen Patienten ihre Arzneien ab, breitet sich das Virus wieder aus.

Das Forscherteam um Kamel Khalili von der Temple University in Pennsylvania und Howard Gendelman von der University of Nebraska kombinierten zwei Ansätze, um diese Reservoire anzugreifen: Zum einen erhielten die Mäuse ein Mittel, das die Aktivität der HI-Viren verminderte. Ergänzend schnitten sie mit der Genschere CRISPR/Cas9 die DNA des Virus aus der DNA befallener Körperzellen.

Bei wiederholter Behandlung sank das Viruslevel bei etwa einem Drittel der Tiere auf ein nicht mehr nachweisbares Niveau. In Mäusen, die jeweils mit nur einer der Methoden behandelt wurden, blieb das Virus hingegen weiter vorhanden.

"Es ist ein Schritt, aber wir sind noch lange nicht da."

"Diese Studie markiert einen wichtigen Schritt hin zur Entwicklung eines möglichen Heilmittels für die HIV-Infektion beim Menschen", hieß es von der Temple University. Die Ergebnisse der Kombi-Therapie seien vielversprechend, es brauche allerdings noch weitere Forschung – etwa Versuche an Affen und möglicherweise klinische Studien bei Menschen.

Ruth Brack-Werner, Virologin am Helmholtz-Zentrum in München, die nicht an der Studie beteiligt war, mahnte im Hinblick auf ein Heilmittel für Menschen zur Geduld: "Es ist ein Schritt, aber wir sind noch lange nicht da." Die Zahl der untersuchten Mäuse sei sehr gering. Zunächst müsse der Ansatz effizienter werden, anschließend seien Tests an weiteren Tierarten nötig. "Indirekt ist es ein Hoffnungsschimmer, direkt anwendbar am Menschen ist es aber noch nicht, da muss noch viel Entwicklungsarbeit geleistet werden."

Lange galt eine HIV-Infektion als Todesurteil. Inzwischen lässt sich das Virus mit Medikamenten gut in Schach halten, so dass Aids nicht ausbricht. Unter Behandlung sind HIV-positive Menschen zudem nicht ansteckend. Die Mittel müssen allerdings lebenslang genommen werden und können Nebenwirkungen haben.

Nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts (RKI) in Berlin leben rund 86.000 Menschen in Deutschland mit dem HI-Virus. Zunehmend genutzt wird die Möglichkeit, sich als gesunder Mensch mit Medikamenten der Prä-Expositions-Prophylaxe "PrEP" vor einer HIV-Infektion zu schützen. Experten hoffen darauf, dass sich dadurch die Zahl der Neuansteckungen deutlich vermindert.

dpa/ckr