Das Foto zeigt alte Menschen in Japan beim Tanz.
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Bevölkerungsforschung
Japans alternde Gesellschaft

Japan steht vor großen demografischen Herausforderungen. Frauen bekommen zu wenige Kinder, gleichzeitig werden die Menschen immer älter.

13.01.2019

Im Jahr 2017 brachten japanische Frauen im Schnitt 1,43 Kinder zu Welt, deutlich weniger als nötig wären, um eine nachwachsende Generation junger Arbeitskräfte zu garantieren. Ein Drittel der Bevölkerung in Japan ist heute über 60 Jahre alt und damit bereits in einem Alter, ab dem sie eine reduzierte Frührente beantragen kann.

Um dieser Situation Herr zu werden, verfolgt die japanische Regierung zur Zeit zwei Hauptstrategien, wie aus einer im Newsletter DEMOS des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung erschienen Analyse hervorgeht: Zum einen sollen mehr Frauen für den Arbeitsmarkt gewonnen werden, für die es in Japan lange Zeit die Norm war, nach der Heirat oder der Geburt des ersten Kindes zu Hause zu bleiben. Inzwischen fängt mehr als die Hälfte der Japanerinnen heute nach dem ersten Kind wieder an zu arbeiten, während es im Jahr 2010 nur 38 Prozent waren.

Zum anderen soll das Alter für die Auszahlung der Renten nach und nach auf 65 Jahre angehoben werden und die Regierung will Anreize für ältere Menschen schaffen (z.B. höhere Rentenbeträge bei später Pensionierung), damit sie auch nach dem Eintritt ins offizielle Rentenalter einige Jahre weiterarbeiten.

Schwieriges Thema Zuwanderung

Allerdings bestünden dabei einige Hürden: So gebe es im Großteil der japanischen Unternehmen das System der verpflichtenden Pensionierung, in dem Arbeitsverträge automatisch auf das Erreichen des Rentenalters befristet sind. Zwar böten über 70 Prozent der Unternehmen die Möglichkeit einer Wiedereinstellung, allerdings in der Regel in einer anderen Position und mit geringerem Gehalt. Trotzdem entschieden sich viele ältere Menschen in Japan, weiterzuarbeiten, teils um eine Beschäftigung zu haben und aktiv zu bleiben, teils aus finanziellen Gründen, da die staatliche Rente allein zum Leben nicht reiche. 2017 waren dem Beitrag zufolge 23 Prozent der über 65-Jährigen in Japan berufstätig und machten damit über zwölf Prozent der arbeitenden Bevölkerung aus.

Darüber hinaus will Japan dem Beitrag zufolge das Ehrenamt - etwa durch Aufwandsentschädigungen - stärken und als wichtige Stütze in der Altenpflege etablieren. Anders als in Deutschland gebe es in Japan kaum staatliche Unterstützung für ehrenamtliche Tätigkeiten. Diese freiwilligen Dienste übernähmen bislang überwiegend Frauen und ältere Menschen. Genau diese beiden Gruppen sollen aber auch vermehrt für den Arbeitsmarkt gewonnen werden. Wie sich dieser Anspruch mit dem Wunsch nach mehr ehrenamtlichen Tätigkeiten vereinbaren lasse, sei bislang ungeklärt.

Die Zuwanderung aus dem Ausland, um den wachsenden Arbeitskräftemangel zu kompensieren, sei für Japan ein schwieriges Thema. Traditionell wehre sich die japanische Regierung hartnäckig dagegen, den Zuzug ausländischer Fachkräfte zu erleichtern.

Auch der jüngste Vorstoß von Premierminister Shinzo Abe, Arbeitsvisa für rund 340.000 ausländische Arbeitskräfte auszustellen, wird das langfristige Problem der Alterung und Bevölkerungsimplosion nicht lösen, heißt es in der Analyse. Nach heutiger Rechtslage hätten diese Personen lediglich eine Art Gastarbeiter-Status. Sie könnten nur für fünf Jahre in Japan bleiben und müssten dann für den Antrag auf ein zweites Fünf-Jahre-Visum zunächst in ihre Heimatländer zurückkehren. Das Recht auf einen Daueraufenthalt gebe es aber nur, wenn die jeweilige Person mindestens zehn Jahre am Stück in Japan gelebt hat.

mue