Das Bild zeigt einen Forschenden beim Pipettieren.
mauritius images / Westend61 / Andrew Brookes

Umfrage
Keine Anhaltspunkte für Vertrauenskrise der Wissenschaft

Eine internationale Studie erfasst das Vertrauen in Forschende weltweit. Gewünscht wird mehr politisches und gesellschaftliches Engagement.

21.01.2025

Weltweit haben Menschen ein moderat hohes Vertrauen in die Wissenschaft. Von einer Vertrauenskrise der Wissenschaft könne also nicht gesprochen werden, schlussfolgert die Studie unter der Leitung von Dr. Viktoria Cologna und Dr. Niels Mede im Rahmen ihres Forschungsprojekts "Trust in Science and Science-Related Populism (TISP)". Für die Studie wurden 241 internationale Forschende aus 179 Institutionen zusammengebracht und fast 72.000 Personen in 68 Ländern befragt – darunter auch viele Länder des wenig erforschten "Globalen Südens".

Laut Umfrage werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler als qualifiziert (78 Prozent) und ehrlich (57 Prozent) eingeschätzt. 56 Prozent der Befragten gingen davon aus, dass Forschende um das Wohl der Gesellschaft besorgt seien. Jedoch hätten nur 42 Prozent angegeben, dass Forschende andere Meinungen beachten würden. Hier könnte durch Dialog und Interaktion mit der Gesellschaft gegengesteuert werden, heißt es in der Studie.

Polarisierung entlang politischer Positionen

Das Vertrauen in die Wissenschaft wurde auf einer Skala zwischen 1 (sehr niedrig) und 5 (sehr hoch) eingeordnet. Der globale Durchschnitt liegt laut Studie bei 3,62 ("moderately high"). Angeführt wird die Länderauswertung durch Ägypten (4,3), am unteren Ende der Skala befindet sich Albanien (3,05). Deutschland liegt mit 3,49 knapp unterhalb des Durchschnittswerts.

Unterschiede wurden aber nicht nur zwischen Ländern, sondern auch zwischen Bevölkerungsgruppen festgestellt. "In vielen Ländern (…) bringen beispielsweise Personen mit einer rechtsgerichteten und konservativen politischen Einstellung den Forschenden weniger Vertrauen entgegen", erläutert Niels Mede. Dieser Befund deute auf eine Polarisierung der Einstellungen zur Wissenschaft entlang politischer Positionen hin.

Forschende sollen sich in Politik und Gesellschaft einbringen

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sollten mit der Öffentlichkeit kommunizieren, finden 83 Prozent der Befragten. Nur 23 Prozent lehnen ein Engagement der Wissenschaft für bestimmte politische Maßnahmen ab. Die Befragten gaben an, dass Forschung in den Bereichen Gesundheit, Energie und Armutsbekämpfung priorisiert werden sollte. Der Rüstungsforschung komme laut Umfrage dagegen ein zu hoher Stellenwert zu.

Dass die deutsche Bevölkerung der Wissenschaft grundsätzlich vertraut, stellte zuletzt auch das "Wissenschaftsbarometer 2024" fest. Allerdings habe die Anzahl derjenigen, die sich gut über Wissenschaft und Forschung informiert fühlten, spürbar abgenommen.

hes