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Digitalisierung
Keine Hinweise auf "digitale Demenz" bei Älteren

Eine Studie widerlegt die Befürchtung, dass Ältere durch digitale Endgeräte kognitiv abbauen könnten. Tatsächlich scheinen sie zu profitieren.

17.04.2025

Offenheit für neue Technologien wirkt offenbar dem kognitiven Verfall entgegen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Meta-Analyse, die 57 Studien mit insgesamt 411.430 Probandinnen und Probanden (Durchschnittsalter 68,7 Jahre) auswertete. Die Nutzung von Smartphones, Tablets und dem Internet ist den Autoren zufolge mit einem niedrigeren Risiko kognitiver Beeinträchtigungen und geringeren zeitabhängigen Raten des kognitiven Abbaus verbunden. Die Studie von Dr. Jared F. Benge (University of Texas at Austin) und Dr. Michael K. Scullin, Associate Professor an der Baylor University in Texas, ist in Nature Human Behaviour erschienen, zuerst berichtete die britische Tageszeitung The Guardian.

Die beiden Forscher testeten die gegensätzlichen Hypothesen, dass sich die kognitiven Fähigkeiten im Laufe des Lebens durch den Einsatz digitaler Technologien verschlechtern beziehungsweise dass Technologien Verhaltensweisen fördern, die die Kognition gerade erhalten. Dabei habe sich herausgestellt, dass die Befürchtung einer digitalen Demenz wohl unbegründet ist. Laut The Guardian sei allerdings unklar, ob die Nutzung digitaler Endgeräte den geistigen Verfall aufhalte oder ob Menschen mit besseren kognitiven Fähigkeiten einfach mehr dazu neigten. Am wahrscheinlichsten sei eine Wechselwirkung.

Die drei "C's" helfen dem alternden Gehirn

"Wir glauben, dass die drei C's wichtig sein könnten: Komplexität, Beziehung und kompensatorische Verhaltensweisen (englisch: complexity, connection, compensatory behaviours)", sagte Benge gegenüber The Guardian. Digitale Hilfsmittel könnten bei komplexen Aktivitäten und der Pflege sozialer Beziehungen unterstützen sowie den kognitiven Abbau kompensieren – all dies sei gut für das alternde Gehirn. Entscheidend sei, wie Smartphone und Computer genutzt würden, so Scullin: "Digitale Geräte so zu nutzen, wie wir das Fernsehen nutzen – passiv und sitzend, sowohl körperlich als auch geistig – ist wahrscheinlich nicht vorteilhaft."

Das Stichwort der digitalen Demenz wurde maßgeblich durch den Psychiater Professor Manfred Spitzer geprägt, der 2012 ein Buch unter diesem Titel veröffentlichte. Seine in der Fachwissenschaft umstrittenen Thesen beziehen sich insbesondere auf Kinder und Jugendliche, deren intellektuelle Leistungsfähigkeit er durch die Nutzung digitaler Medien gefährdet sieht.

hes