Auf einem Blatt steht mit schwarzen Lettern CO2, im Hintergrund ist eine Weltkugel zu  sehen.
picture alliance / CHROMORANGE | Michael Bihlmayer

Studienergebnisse
KI analysiert 1.500 Klimamaßnahmen auf Erfolg

Eine KI hat Klimamaßnahmen aus 25 Jahren ausgewertet. Sie hat die 63 erfolgreichsten Wege, Emissionen zu reduzieren, identifiziert.

26.08.2024

Software, die auf Künstlicher Intelligenz (KI) und maschinellem Lernen basiert, ist besonders gut darin, große Datenmengen zu analysieren. Das haben sich Forschende im Team um Dr. Annika Stechemesser zunutze gemacht: Die KI untersuchte im Rahmen einer systematischen Ex-post-Evaluierung 1.500 Maßnahmen zur Emissions-Reduktion auf ihre Wirksamkeit für den Klimaschutz. 

Die Software habe 63 Maßnahmen mit herausstechender Wirksamkeit identifizieren können, die teils auf kaum untersuchten und bisher unbeachteten Kombinationen aus umweltpolitischen Anstrengungen basierten. Die untersuchten Politikinterventionen seien zwischen 1998 und 2022 in 41 Ländern auf sechs Kontinenten umgesetzt worden. Die 63 erfolgreichsten hätten Gesamt-Emissionsreduktionen zwischen 0,6 und 1,8 Milliarden Tonnen CO2 erzielt. 

63 Maßnahmen und Instrumente mit höchster Wirkung 

Die Analyse deckt auf, dass Befehls- und Kontrollmaßnahmen wie Emissionsstandards und Technologiemandate die am häufigsten eingesetzten Politikinstrumente in allen Sektoren mit Ausnahme des Verkehrssektors sind. Es seien 63 Interventionen identifiziert worden, die zu einer signifikanten Reduzierung der Emissionen um durchschnittlich rund 19 Prozent geführt hätten. 

Rund 70 Prozent aller Interventionen basierten dabei auf mindestens zwei Maßnahmen im Mix. In den meisten Fällen habe das Team festgestellt, dass die Effektstärke größer ist, wenn ein politisches Instrument Teil eines Mixes ist und nicht allein umgesetzt wird. Die Besteuerung sei hier eine bemerkenswerte Ausnahme und das einzige politische Instrument, das als eigenständige Politik in allen Sektoren eine große Wirkung erziele. Es hätten sich zudem deutliche Hinweise ergeben, dass es effektsteigernd wirke, nicht preisbasierte Instrumente wie beispielsweise reine Information oder Kennzeichnungspflichten mit Steuern oder reduzierten Subventionen für fossile Brennstoffe zu kombinieren. 

In entwickelten Volkswirtschaften könne beobachtet werden, dass 50 Prozent aller erfolgreichen Instrumentenkombinationen die Preisgestaltung als Steuerungswerkzeug beinhalten würden. Dabei sei zu beachten, dass Erfolge einer Maßnahmen-Mischung auch von Sektor zu Sektor unterschiedlich ausfielen. Personen mit politischer Entscheidungsmacht sollten sich entsprechend an den Best Practices der jeweiligen Sektoren orientieren, um die maximale Emissionsminderung zu erreichen. 

Die Auswertungen zeigten darüber hinaus, dass die meisten Maßnahmen, die mit den 21 größten Emissions-Reduktions-Erfolgen in Entwicklungsländern verbunden seien, bisher in der Literatur kaum untersucht worden seien und weiterer Forschung bedürften. 

Die Klimaziele des Pariser Abkommens erreichen 

Die Vereinten Nationen (UN) würden derzeit von einer erheblichen sogenannten Emissionslücke ausgehen, das heißt einer Lücke zwischen der erforderlichen und tatsächlich erreichten Reduktion schädlicher Treibhausgase – insbesondere CO2. Dabei seien es nicht nur fehlende politische Maßnahmen, die zu dieser Lücke führten, sondern auch ausbleibende Erfolge der Interventionen. Diese Feststellung sei die grundlegende Fragestellung für die vorliegende detaillierte, globale Bewertung klimapolitischer Interventionen und ihrer zusammenwirkenden Instrumente gewesen. 

Das Forschungsteam sei im Vorfeld der Analyse mit der Herausforderung konfrontiert gewesen, dass systematische und länderübergreifend vergleichbare Daten zu den spezifischen Arten und Kombinationen der umgesetzten Politikinstrumente wie beispielsweise die CO2-Bepreisung bislang gefehlt hätten und bisher nur bestimmte Instrumente detaillierte Erfolgsmessungen erfahren hätten. Basis der vorliegenden Bestandsaufnahme wirksamer klimapolitischer Maßnahmen sei die Klimapolitik-Datenbank der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) gewesen, die das bislang umfassendste, international harmonisierte und amtlich geprüfte Politikinventar darstelle und zudem nach relevanten Wirtschaftssektoren aufgeschlüsselt sei. 

Die KI-Analyse lässt die Forschenden zu dem Schluss kommen, dass es entschlossenes politisches Handeln insbesondere auf nationaler Ebene brauche, um die Klimaziele des Pariser Umweltabkommens zu erreichen, den globalen durchschnittlichen Temperaturanstieg auf deutlich unter zwei Grad über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Zusammengefasst liefere die Studie wichtige empirische Beweise für die Effektivität von Maßnahmen-Kombinationen und unterstreiche die Notwendigkeit kontextabhängiger Instrumente-Analysen.

cva