Ein Vater mit Mund-Nasen-Schutz bringt seinen Sohn in die Kita.
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Covid-19-Studie
Kinder treiben Corona-Pandemie wohl nicht voran

Kinder scheinen nicht nur seltener an Covid-19 zu erkranken, sondern auch seltener infiziert zu sein. Das zeigt eine Studie deutscher Unikliniken.

16.06.2020

Kinder sind wohl seltener mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 infiziert als ihre Eltern. In einer Studie aus Baden-Württemberg stellten sie weniger als ein Drittel der Betroffenen, wie das Universitätsklinikum Heidelberg am Dienstag mitteilte. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Unikliniken in Freiburg, Heidelberg, Tübingen und Ulm haben in der Studie rund 2.500 Eltern-Kind-Paare untersucht. Kinder schienen dabei sowohl seltener an Covid-19 zu erkranken als auch seltener infiziert zu sein.

Für die Studie wurden zwischen dem 22. April und dem 15. Mai Kinder zwischen ein und zehn Jahren und jeweils ein Elternteil aus demselben Haushalt untersucht. Von den Teilnehmenden seien je ein Nasen-/Rachenabstrich sowie eine Blutprobe genommen worden, um sowohl aktuelle Virusbelastung als auch überstandene Infektionen festzustellen. Ein Eltern-Kind-Paar sei zum Testzeitpunkt infiziert gewesen, 64 der insgesamt rund 5.000 Personen hätten zuvor unbemerkt eine Infektion durchlaufen und bereits Antikörper gebildet, darunter 19 Kinder und 45 Erwachsene. Bei 13 der Eltern-Kind-Paare hätten beide Personen eine Infektion durchlaufen. Die Forscherinnen und Forscher schließen daraus, dass die Erkrankung eines Elternteils nicht zwingend zur Erkrankung des Kindes führt und umgekehrt.

"Zwar gab es Unterschiede zwischen den vier Standorten, aber die Zahl der Personen mit durchgemachter Infektion war an allen vier Standorten niedrig und überall wurden weniger Kinder als Erwachsene positiv getestet", erläutert Professor Hans-Georg Kräusslich vom Uniklinikum Heidelberg. Die Ergebnisse seien jedoch nicht unmittelbar auf die Gesamtbevölkerung übertragbar, da die Teilnehmernden sich auf einen Aufruf gemeldet hätten und nicht zufällig ausgewählt worden seien. Gemeinsam mit anderen Studien trügen die Daten zur Einschätzung bei, welche Rolle Kinder bei der Ausbreitung der Corona-Pandemie spielen. Die bislang veröffentlichten Studien dazu, etwa aus Island oder China, seien teilweise widersprüchlich.

Die Kosten in Höhe von 1,2 Millionen Euro trage das Land Baden-Württemberg, das die Studie angeregt hatte. Die Studie wird laut Mitteilung voraussichtlich im Juli eingereicht. Der übliche Peer-Review-Prozess zur wissenschaftlichen Prüfung vor der Publikation sei noch nicht abgeschlossen. Die vorläufigen Ergebnisse stellten die Forschenden nach eigenen Angaben bereits jetzt vor, aufgrund der "hohen gesellschaftlichen Relevanz" der Kita- und Schulöffnungen. Ob Infektionen bei Kindern in der Kita-Notbetreuung häufiger auftraten, konnte die Studie jedoch nicht zeigen. Dafür seien zu wenige Kinder unter den Studienteilnehmern infiziert gewesen.

ckr