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Klimawandel
Klimaforscher erwarten mehr Wetterextreme und Hitzewellen

Deutschland steht diese Woche wahrscheinlich eine extreme Hitzewelle bevor. Die Klimaforschung sieht hier einen Trend.

24.06.2019

Die Wetterdaten zeigen, dass Hitzewellen und andere Wetterextreme in den vergangenen Jahrzehnten zugenommen haben. Die heißesten Sommer in Europa seit dem Jahr 1500 unserer Zeitrechnung ereigneten sich alle seit der letzten Jahrhundertwende: 2018, 2010, 2003, 2016, 2002. Dies geht aus einer Stellungnahme von Stefan Rahmstorf, Ko-Leiter der Abteilung Erdsystemanalyse am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) hervor.

Demnach treten monatliche Hitzerekorde auf der ganzen Welt heute fünfmal häufiger auf als es bei einem stabilen Klima der Fall wäre. Diese Zunahme der Hitzeextreme entspreche genau dem, was von der Klimawissenschaft als eine Folge der globalen Erwärmung vorhersagt wurde. Diese werde durch den steigenden Ausstoß von Treibhausgasen aus der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas verursacht.

Der Klimaforscher Dim Coumou von der Vrije Universiteit Amsterdam und dem PIK weist in der Stellungnahme weiter darauf hin, dass sich zusätzlich zu diesem Trend außerdem die atmosphärische Zirkulation verändere. Die Datenanalyse zeige, dass sich die normalerweise nach Osten bewegende sommerlichen Windströmungen einschließlich des Jetstreams in den mittleren Breitengraden der nördlichen Halbkugel verlangsamt habe. Dies begünstige das Entstehen von heißen und trockenen Bedingungen auf dem Kontinent – aus ein paar warmen sonnigen Tagen könnten so gefährliche Hitzewellen werden. Das Schmelzen des Meereises in der Arktis führe zu einer unverhältnismäßig starken Erwärmung in den allernördlichsten Regionen des Planeten und könne dadurch wiederum die natürlichen Muster des Jetstreams stören.

Stefan Rahmstorf betont in seiner Stellungnahme, dass Hitzewellen eine Gesellschaft "hart treffen" können, etwa in Form von zusätzlichen Todesfällen in gefährdeten Gruppen wie alten Menschen und Kindern. Außerdem könne eine Kombination von heißen und trockenen Bedingungen regional unter Umständen zu Wasserknappheiten und Ernteausfällen führen. Nach Ansicht der Potsdamer Klimaforscher kann nur eine rasche Reduzierung der Nutzung fossiler Brennstoffe und damit der CO2-Emissionen eine weitere "verheerende Zunahme" der Wetterextreme verhindern, die mit dem menschengemachten Klimawandel zusammenhingen.

gri