Ein schwarzes Insekt beim Pollensammeln im Anflug auf eine Mohnblüte.
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Biodiversität
Klimawandel und Landwirtschaft schaden Insekten

Eine umfassende Studie belegt die Treiber des globalen Artensterbens. Besonders zerstörerisch wirken der Klimawandel und intensive Landwirtschaft.

20.04.2022

In Kombination haben Klimawandel und intensive Landwirtschaft einer Studie zufolge einen besonders zerstörerischen Effekt auf viele Insektenpopulationen. In den am stärksten betroffenen Regionen hätten sie zusammen bereits für einen Rückgang der Zahl der Insekten um fast 50 Prozent gesorgt – verglichen mit weitgehend natürlichen, bisher kaum von Erwärmung betroffenen Lebensräumen, berichten Forschende im Fachmagazin "Nature". Die Vielfalt der Insektenarten sei dort um rund 30 Prozent zurückgegangen.

Wo noch 75 Prozent der Fläche mit natürlichem Bewuchs bedeckt waren und es keine intensive Landwirtschaft gab, lag die Zahl der Insekten der Auswertung zufolge hingegen lediglich etwa sieben Prozent niedriger als bei den Vergleichsflächen, die Zahl der Insektenarten etwa fünf Prozent.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler um Dr. Charlotte Outhwaite vom University College London haben in ihre Analyse Daten zu Temperaturänderungen und Veränderungen in der Landnutzung von 6.000 verschiedenen Orten weltweit einbezogen, die insgesamt einen Zeitraum von 20 Jahren (1992-2012) umspannen. Diese Datensätze haben sie mit denen zu Beständen von knapp 18.000 Insektenarten kombiniert.

Artenvielfalt in den Tropen nur spärlich dokumentiert

Die Ergebnisse zeigten womöglich nur die Spitze des Eisbergs, so die Forschenden: Für bestimmte Gebiete etwa in den stark betroffenen Tropen gebe es nur begrenzt Daten, die Entwicklung dort lasse sich daher nur schwer abschätzen. Zudem beeinflusse der Mensch die Populationen schon weit länger als 20 Jahre – Rückgänge in jener Zeit seien in der Studie gar nicht erfasst. Dies gelte auch für Effekte weiterer Faktoren wie der Umweltverschmutzung.

Ihre Studie zeige einen statistischen, keinen ursächlichen Zusammenhang, betonen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler um Outhwaite. Zahlreiche andere Studien stützten die Annahmen aber. Mit fortgesetzter Erderwärmung werde das Risiko für die Artenvielfalt von Insekten durch Wechselwirkungen zwischen Landnutzung und Klimawandel noch viel stärker ausfallen, auch in den gemäßigten Zonen, schließen die Forschenden. Der Verlust von Insektenpopulationen schade dabei nicht nur natürlichen Lebensräumen, in denen Insekten oft eine Schlüsselrolle spielten, sondern auch der menschlichen Gesundheit und der Ernährungssicherheit, insbesondere durch den Verlust von Bestäubern.

dpa/ckr