

Versuchstierzahlen
Kompass Tierversuche zeigt Bedeutung von KI auf
Bereits zum fünften Mal legt die Initiative Tierversuche verstehen anlässlich des Tages des Versuchstiers am 24. April den Kompass Tierversuche vor. Darin werden nach eigenen Angaben zahlreiche Zahlen und Aspekte des Themas durch Grafiken veranschaulicht und neue Entwicklungen mit den Zahlen der Vorjahre verglichen. Dies ermögliche, die jährlich vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) veröffentlichte Statistik zu den Versuchstierzahlen in Deutschland besser zu verstehen.
Thematische Schwerpunkte setzt der aktuelle Kompass auf einen Ländervergleich zu den USA, Hunden als Versuchstiere und Künstlicher Intelligenz (KI) zur Verringerung der Versuchstierzahlen. Außerdem wird dem Forschungsort Zoo ein eigenes Kapitel gewidmet. Weitere Abschnitte erläutern den Zusammenhang zwischen den Versuchstierzahlen und anderen Parametern, mit denen Forschungsinput- und -output gemessen werden sowie Anhaltspunkte für die zukünftige Entwicklung von Tierversuchen in Deutschland. Als Schlaglichter aus der Zellenforschung werden Beispiele aus den Bereichen Blutstammzellen-Transplantation, Autoimmunerkrankungen, Herzschwäche oder Schutz vor dem Humanen Immundefizienz Virus (HIV) dargestellt.
KI trägt zum Rückgang der Versuchstierzahlen bei
Das 3R-Prinzip (Replace, Reduce, Refine) wirkt wie ein Bremsschirm auf die Zahl der Versuchstiere. Entgegen der naheliegenden Annahme "mehr Forschung = mehr Tierversuche" zeige sich in der Analyse, dass diese beiden Faktoren nicht direkt proportional zusammenhängen würden. Stattdessen lasse sich die Entwicklung von Tierversuchen in den letzten 15 Jahren auf die Formel "mehr Forschung, weniger Tiere" bringen. Die Anzahl der zu wissenschaftlichen Zwecken eingesetzten Tiere sinke nach vorherigen Rückgängen seit 2020 deutlich und sei 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 13 Prozent auf 2.128.520 Tiere zurückgegangen. Eine Reduktion bei den Versuchstieren lasse sich auch anhand der Suchwortauswertung wissenschaftlicher Fachartikel erkennen.
KI spiele eine Schlüsselrolle im 3R-Prinzip und könne künftig verstärkt zur Reduktion von Tierversuchen beitragen, etwa in der Entwicklung von Medikamenten oder bei Giftigkeitstests. KI-Tools könnten beispielsweise Simulationen "mitdenkend" durchführen und so giftige chemische Verbindungen erkennen oder Proteine gezielt designen und ihre Eigenschaften vorhersagen. KI sei heutzutage in der Lage, "Strukturinformationen wie zum Beispiel von Molekülen bei neuen chemischen Stoffen mit Millionen von Daten bekannter Chemikalien und deren Wirkungen auf Körper und Umwelt zu vergleichen", heißt es die Fähigkeiten beschreibend im Kompass. Dadurch würden belastende Tierversuche entfallen. Ferner ermöglichten große Datenmengen kleinere Versuchsgruppen, was die Anzahl der Versuchstiere ebenfalls verringere.
Trotz vielversprechender Tendenzen und den damit verbundenen Chancen für die Forschung blieben jedoch Herausforderungen bestehen, die im Kompass 2025 diskutiert werden. So bleibe etwa die Qualität von Datensätzen angesichts sicherheitskritischer Anwendungsfelder wie der Medikamentenentwicklung eine Herausforderung. Eine Anfang 2025 veröffentlichte Studie der New York University, bei der fingierte wissenschaftliche Paper in eine KI-Datenbank eingefügt worden seien, habe eindrücklich das Risiko fehlerhafter Datensätze belegt: Bereits 0,001 Prozent beeinträchtigter Daten minderten die Genauigkeit der Modelle um bis zu zehn Prozent.
In den USA werden nicht alle Versuchstiere gezählt
Das Thema Tierversuche wird im aktuellen Kompass aus internationaler Perspektive mit einem Schwerpunkt auf den USA beleuchtet. Seit 2022 sind dort Tierversuche für Medikamente nicht mehr zwingend vorgeschrieben, was teilweise als besonders vorbildlich angesehen wird, teilt die Initiative in einer Pressemitteilung mit. Doch eine ähnliche Regel gelte in Europa bereits seit 2001.
Ein weiterer auffälliger Unterschied: Während in den USA jährlich etwa 800.000 Versuchstiere statistisch erfasst würden, würden Mäuse, Ratten und Vögel sowie kaltblütige Wirbeltiere wie Fische, Reptilien und Amphibien unberücksichtigt bleiben. Ihre Zahl werde auf rund sieben Millionen geschätzt.
Zudem fehlten in den USA einheitliche Richtlinien und eine behördliche Genehmigungspraxis, wie sie in der EU existierten. In den USA würden Forschungseinrichtungen Tierversuche eigenständig überwachen.
cva