Symbolisiertes Gleichgewicht und Vor- und Nachsorge in der Medizin
picture alliance / SZ Photo | Wolfgang Filser

Weltkrebstag 2021
Krebserkrankung bleibt größte Angst der Deutschen

Krebs ist die in Deutschland am meisten gefürchtete Krankheit. Die Zahl der Behandlungen ging während Corona zurück.

03.02.2021

Auch in Zeiten der Corona-Pandemie haben Deutsche vor allem Angst davor, an Krebs zu erkranken. Das zeigen zum Weltkrebstag am 4. Februar Zahlen des Forsa-Instituts aus dem vergangenen Jahr. Demnach ist Krebs hierzulande nach wie vor die am meisten gefürchtete Krankheit. 72 Prozent der Deutschen haben Angst vor einer Erkrankung. Bei Alzheimer beziehungsweise Demenz sowie Unfällen mit schweren Verletzungen waren es jeweils 55 Prozent, beim Schlaganfall 51 Prozent. Die Angst vor einer Corona-Erkrankung lag in der Studie hinter Herzinfarkt und schwerer Augenerkrankung im bundesweiten Durchschnitt bei 37 Prozent.

Die große Angst vor Krebs scheint mehr als berechtigt: Krebs ist laut Statistischem Bundesamt für ein Viertel aller Todesfälle in Deutschland verantwortlich: 231.000 Menschen starben 2019 an Krebs, davon waren 54 Prozent Männer. In der Altersgruppe der 45- bis 65-Jährigen ist Krebs die häufigste Todesursache.

Die Europäische Kommission hat zum Weltkrebstag "Europas Plan gegen Krebs" vorgestellt. Damit will die EU-Behörde unter Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen die Prävention, Behandlung und Nachsorge der Erkrankung weiter verbessern. Alle EU-Staaten sollen etwa bis 2025 sicherzustellen, dass mindestens 90 Prozent der Risikogruppen für Brust-, Gebärmutterhals- und Darmkrebs Früherkennungstests angeboten werden. Bis 2030 sollen 90 Prozent der betroffenen Patientinnen und Patienten Zugang zu nationalen Krebszentren haben, die in der EU vernetzt sein sollten. Auch sollen Tabak und Alkohol als mögliche Krebsursachen teurer werden.

Weniger Behandlungen während Corona

Die Zahl der dokumentierten Behandlungen von Krebs ist während der Corona-Pandemie deutlich zurückgegangen, bei Patientinnen und Patienten über 75 Jahren laut einer Studie der privaten "Helios"-Kliniken um bis zu 20 Prozent. Dr. Peter Reichardt, Autor der Studie und Chefarzt Onkologie und Palliativmedizin am Helios Klinikum Berlin-Buch, hält diese Ergebnisse für sehr bedenklich. Seiner Einschätzung nach seien 2020 nicht weniger Menschen an Krebs erkrankt, sie hätten sich nur nicht untersuchen lassen. "Gerade bei Krebs ist es aber entscheidend, so früh wie möglich mit einer geeigneten Therapie zu beginnen, um die Überlebenschancen so hoch wie möglich zu halten", betont der Mediziner.

Mit seinem Forscherteam habe er die stationären Aufnahmen für alle Tumordiagnosen und Tumorbehandlungen in den Helios Kliniken während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 mit denen des Vorjahres verglichen. Demnach hätten auch die Größe der Krankenhäuser und die Covid-19-Fallzahlen im jeweiligen Bundesland der Klinik einen Einfluss auf die Zahl der Krebsbehandlungen gehabt: In größere Kliniken sowie in Kliniken in Bundesländern mit höheren Covid-19-Fallzahlen sei der Rückgang größer gewesen als in kleineren Kliniken und Krankenhäusern in weniger belasteten Bundesländern.

Studienautor Reichardt vermutet, dass viele Patientinnen und Patienten aus Angst vor einer Ansteckung mit dem Corona-Virus den Arztbesuch gemieden hätten. Auch die vorübergehende Schließung oder eingeschränkte Sprechzeiten der Arztpraxen könnten dazu geführt haben, dass Patientinnen und Patienten sich nicht - oder erst verspätet – hätten untersuchen lassen.

Die Untersuchung der Gründe der gesunkenen Krebsbehandlungen und die aus späteren Diagnosen und Therapiebeginnen möglicherweise resultierenden gesundheitlichen Folgen für die Erkrankten müssten in künftigen Studien noch wissenschaftlich untersucht werden.

inv/kas/dpa