Papierflieger im Theatersaal während der Preisverleihung der Ig-Nobelpreise an der Harvard University.
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Harvard-Universität
Kuriose Forschung mit Ig-Nobelpreisen ausgezeichnet

Erst Lachen, dann Denken. Unter diesem Motto hat die Universität Harvard zum 30. Mal Wissenschaftler für schräge Forschungsarbeiten ausgezeichnet.

18.09.2020

In der Nacht zum Freitag hat die Harvard Universität zum 30. Mal die Ig-Nobelpreise verliehen. Aufgrund der Coronavirus-Pandemie fand die schrille Spaßveranstaltung in diesem Jahr ausschließlich online statt. Normalerweise verfolgen mehr als 1.000 Zuschauer die Gala live in einem Theater der Universität. Die Gala stand diesmal unter dem Oberthema "Insekten". Wie jedes Jahr flogen auch 2020 Papierflieger, es gab Sketche und bizarre Kurz-Opern. Die Preise überreichten reale Nobelpreisträgerinnen und Nobelpreisträger.

"Ignoble" heißt übersetzt etwa unwürdig. Die undotierten Auszeichnungen sollen nach Angaben der Veranstalter "das Ungewöhnliche feiern und das Fantasievolle ehren". Gewonnen haben in diesem Jahr zehn wissenschaftliche Studien, die nach der Tradition der Preise "erst zum Lachen und dann zum Denken anregen" sollen:

  • Akustik: Wissenschaftler aus Österreich, Schweden, Japan, den USA und der Schweiz dafür, dass sie einen weiblichen chinesischen Alligator dazu bewegt haben, in einer mit Helium gefüllten luftdichten Kammer zu grölen.
  • Psychologie: Wissenschaftler aus Kanada und den USA für die Entwicklung einer Methode, Narzissten anhand der Untersuchung ihrer Augenbrauen zu identifizieren.
  • Frieden: Die Regierungen von Indien und Pakistan dafür, dass sie ihre Diplomaten heimlich die Türklingeln der jeweils anderen mitten in der Nacht betätigen und sie dann wegrennen lassen, bevor jemand die Tür öffnen kann.
  • Physik: Wissenschaftler aus Australien, der Ukraine, Frankreich, Italien, Deutschland, Großbritannien und Südafrika für das experimentelle Herausfinden davon, was mit einem lebenden Regenwurm passiert, wenn man seinen Körper mit hoher Frequenz vibrieren lässt.
  • Wirtschaft: Wissenschaftler aus Schottland, Polen, Frankreich, Brasilien, Chile, Kolumbien, Australien und Italien für den Versuch, die Beziehung zwischen der Einkommensungerechtigkeit eines Landes und der durchschnittlichen Häufigkeit von Küssen auf den Mund zu quantifizieren.
  • Management: Fünf professionelle Auftragsmörder in China – Xi Guang-An, Mo Tian-Xiang, Yang Kang-Sheng, Yuang Guang-Sheng und Ling Xian-Si – dafür, dass sie einen Auftrag folgendermaßen ausgeführt haben: Nachdem er die Bezahlung für den Mord angenommen hatte, gab Yi Guang-An den Auftrag an Mo Tian-Xiang weiter, der ihn dann an Yang Kang-Sheng weitergab, der ihn dann an Yang Guang-Sheng weitergab, der ihn dann ab Ling Xian-Si weitergab, wobei letztendlich jeder nachfolgende Auftragsmörder einen immer geringeren Prozentsatz der Bezahlung bekam und niemand wirklich einen Mord beging.
  • Insektenkunde: Ein Wissenschaftler aus den USA für das Sammeln von Beweisen dafür, dass Entomologen (Wissenschaftler, die Insekten erforschen) Angst vor Spinnen haben, die keine Insekten sind.
  • Medizin: Wissenschaftler aus den Niederlanden und Belgien für die Diagnose eines bislang noch nicht erkannten medizinischen Befunds: Misophonia, der Verzweiflung beim Hören der Kau-Geräusche von anderen Menschen.
  • Medizinische Bildung: Die Staatsoberhäupter von Brasilien, Großbritannien, Indien, Mexiko, Belarus, den USA, der Türkei, Russland und Turkmenistan dafür, dass sie die Coronavirus-Pandemie dafür genutzt haben, der Welt beizubringen, dass Politiker einen unmittelbareren Einfluss auf Leben und Tod haben können als Wissenschaftler und Ärzte.
  • Materialwissenschaften: Wissenschaftler aus den USA und Großbritannien für den Nachweis, dass aus menschlichem Kot gemachte Messer nicht gut funktionieren.

ckr/dpa