Sterne am Nachthimmel hinter dem Leuchtturm in Campen in Niedersachsen. Im Hintergrund ist der helle Schein der Stadt Emden zu sehen.
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Nachthimmel
Verschmutzung durch Licht nimmt stark zu

Immer weniger Sterne am Nachthimmel sind mit bloßem Auge sichtbar. Schuld sind immer mehr Lichtquellen. Experten warnen vor Risiken für die Umwelt.

19.01.2023

Lichtverschmutzung nimmt viel stärker zu als bisher erwartet und lässt die Sichtbarkeit von Sternen am Himmel drastisch sinken. Zu diesem Ergebnis kommt eine im Fachmagazin "Science" veröffentlichte Analyse, für die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Beobachtungen von mehr als 50.000 Bürgerinnen und Bürgern – vor allem in Europa und Nordamerika – zwischen 2011 bis 2022 ausgewertet haben. Zusätzlich hatten die Forschenden ein globales Modell für die Himmelshelligkeit benutzt, das auf Satellitendaten aus dem Jahr 2014 basiert.

Lichtverschmutzung bezeichnet die künstliche Aufhellung des Nachthimmels durch Lichtquellen wie Straßenbeleuchtung, angestrahlte Fassaden, Gebäude, Parks oder auch leuchtende digitale Werbeflächen. Sterne sind am aufgehellten Himmel kaum oder nicht erkennbar.

Die Forschenden um Dr. Christopher Kyba, Experte am Deutschen Geoforschungszentrum GFZ in Potsdam und an der Ruhr-Universität Bochum, zeigten sich überrascht und besorgt. "Die Geschwindigkeit, mit der Sterne für Menschen in städtischen Umgebungen unsichtbar werden, ist dramatisch", betonte Kyba.

Bisher war man von einer jährlichen Helligkeitszunahme von etwa 2 Prozent ausgegangen. Nun fanden die Forschenden heraus: Pro Jahr nimmt die Himmelshelligkeit im weltweit ermittelten Durchschnitt sogar um 9,6 Prozent pro Jahr zu. Für Europa ergab sich 6,5 Prozent mehr Helligkeit pro Jahr, für Nordamerika ein Plus von 10,4 Prozent. Bleibe es dabei, bedeute das modellhaft: Ein Kind, das an einem Ort geboren wird, an dem bei seiner Geburt 250 Sterne sichtbar sind, wird dort an seinem 18. Geburtstag nur noch 100 Sterne sehen können, wie Kyba der Deutschen Presse-Agentur sagte.

Wenn der Himmel auch lange nach Sonnenuntergang noch in einer künstlichen Dämmerung strahlt, hat das nicht nur negative Folgen für Sternenbeobachtung und Astronomie: Es komme auch zu gravierenden Folgen für die Umwelt, warnen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Viele Verhaltensweisen und physiologische Prozesse von Lebewesen seien von tageszeitlichen und saisonalen Rhythmen bestimmt – und damit vom Licht beeinflusst.

dpa/ckr