Wissenschaftliches Fehlverhalten
Manipulationen bei Studien zu Alzheimer und Parkinson
Nach Recherchen der Fachzeitschrift "Science" enthalten 132 Artikel von Eliezer Masliah, Direktor der Division of Neuroscience des US-amerikanischen National Institute on Aging (NIA), verdächtige Abbildungen. Masliah sei führend auf dem Forschungsgebiet der Alzheimer- und Parkinson-Krankheit. Ausgehend von ersten Verdachtsfällen, die auf PubPeer veröffentlicht wurden, habe man zwei unabhängige Gutachtende mit der Überprüfung der Arbeiten betraut. Zuerst hatte der "Tagesspiegel" über die "Science"-Recherche berichtet.
Neben Bildmanipulationen seien etwa identische Abbildungen über Jahre hinweg als Beleg für verschiedene Versuchsanordnungen verwendet worden. Eine Vorverurteilung wollen die Gutachtenden aber ausdrücklich nicht vornehmen: Es könne sich in einigen Fällen auch um schlichte Versehen handeln. Eine formale Untersuchung sei aber in jedem Fall erforderlich. Masliah habe zu den Vorwürfen bislang keine Stellung bezogen.
Auswirkungen des Verdachtsfalls
In Fachkreisen habe der Verdachtsfall für Erschütterung gesorgt. "I was falling from a chair, basically", zitiert "Science" den Münchener Neurowissenschaftler Professor Christian Haass (LMU). Dass die Fehler auf Mitautorinnen und Mitautoren zurückgehen könnten, halten die Fachleute aufgrund der Vielzahl der Fälle für unwahrscheinlich.
Auswirkungen dürfte der Verdacht auch für die auf Masliahs Ergebnissen basierende Arzneimittelforschung haben. So werde das Medikament "Prasinezumab", das das Fortschreiten von Parkinson-Bewegungsstörungen und Demenz verlangsamen soll, gerade am Menschen getestet. Auch wenn sich die dokumentierten Nebenwirkungen bislang nicht als gefährlich herausgestellt hätten, basiere der Wirkstoff auf zweifelhaften wissenschaftlichen Grundlagen. Erste Ergebnisse ließen zudem vermuten, dass das Medikament unwirksam sei.
Das National Institutes of Health (NIH) habe nach eigener Auskunft bereits 2023 Ermittlungen eingeleitet, aber nur zwei Studien beanstandet. Masliah sei mittlerweile von seinen Aufgaben als NIA-Direktor der Division of Neuroscience entbunden worden.
hes