Eine Flaschenpost im Wasser
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Deutsche Seewarte
Meeresforschung per Flaschenpost

In Australien hat eine Spaziergängerin eine besondere Entdeckung gemacht: Sie fand die 132 Jahre alte Flaschenpost eines deutschen Forscherteams.

06.03.2018

Nach 132 Jahren ist an einem einsamen Strand in Australien eine von einem deutschen Schiff abgeschickte Flaschenpost gefunden worden – von einer der ältesten Flaschenpost-Sendungen der Welt ist die Rede. Die Flasche wurde nach Recherchen des Westaustralien-Museums in Perth von Bord des Forschungsschiffs "Paula" im Juni 1886 in den Indischen Ozean geworfen. Entdeckt wurde sie im Januar dieses Jahres von einer Spaziergängerin im Sand. Nach Angaben des Museums vom Dienstag lag der bisherige Altersrekord einer Flaschenpost bei etwas mehr als 108 Jahren.

Flaschenpost stammt aus dem Jahr 1886

Die Recherchen ergaben, dass die Flasche im Auftrag der Deutschen Seewarte in Hamburg über Bord geworfen wurde, um Genaueres über den Verlauf von Meeresströmungen herauszufinden.

Auf dem Zettel in der Flasche stand, teils als Vordruck, teils in arg verblichener Handschrift: "Diese Flasche wurde über Bord geworfen am 12ten Juni 1886 In 32° 49' Breite Süd Und 105° 25' Länge Süd Greenwich Ost. Vom: Bark Schiffe: Paula Heimath: Elsfleth". Und dann noch: "Der Finder wird ersucht den darin befindlichen Zettel, nachdem die auf umstehender Seite gewünschten Angaben vervollständigt sind, an die Deutsche Seewarte in Hamburg zu senden oder auch an das nächste Konsulat zur Beförderung an jene Behörde abzugeben."

Die Finderin ging mit ihrem Fund zum Museum des Bundesstaats Western Australia, das die weiteren Recherchen übernahm und auch das Deutsche Schifffahrtsmuseum in Bremerhaven sowie das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie in Hamburg einschaltete, die Nachfolge-Organisationen der Seewarte. Ziemlich schnell zeigte sich, dass es an der Echtheit der Flaschenpost keine Zweifel gab.

Die Flasche wurde tatsächlich von der "Paula" ins Wasser geworfen, die damals mit Kohle aus Wales von Cardiff nach Makassar (heute: Indonesien) unterwegs war. Kapitän des Seglers mit Heimathafen Elsfleth bei Bremen war ein Mann namens O. Diekmann. Die Handschrift auf dem gefundenen Zettel stimmt mit der seinigen im Bordbuch ein. Und dort ist mit Datum 12. Juni 1886 auch vermerkt: "Stromflasche über Bord".

Auch der angegebene Ort im Indischen Ozean - etwa 950 Kilometer von der Fundstelle - passt zur Reiseroute der "Paula". Die Experten haben auch keine Zweifel daran, dass die Flasche - eine Genever-Flasche mit holländischer Schrift - und das Papier des "Findezettels" aus jener Zeit stammen. Zudem wurde von derselben Reise der "Paula" eine andere Flaschenpost vor vielen Jahrzehnten schon auf Barbados entdeckt.

Dass Handelsschiffe in wissenschaftlichem Auftrag Flaschenpost auswarfen, war keine Seltenheit. Dahinter stand die Idee, Richtung und Geschwindigkeit der Meeresströmungen genauer bestimmen zu können. Ideengeber war der Geophysiker Georg von Neumayer (1826-1909), erster Direktor der Deutschen Seewarte. Zwischen 1864 und 1933 wurden in deren Auftrag mehr als 6000 Flaschen ins Meer geworfen. Allerdings kamen nur 662 Nachrichten zurück - die bislang letzte im Januar 1934. Das neue Fundstück von der "Paula" ist jetzt Nummer 663.

Vermutet wird, dass die Flasche allenfalls zwölf Monate im Meer zurücklegte, bevor sie auf Wedge Island an Land gespült wurde. Dass sie erst jetzt entdeckt wurde, lag vermutlich daran, dass sie viele Jahrzehnte vergraben im Sand lag. Vermutlich kam sie erst vor einiger Zeit wieder ans Tageslicht, vielleicht durch einen Sturm, jedenfalls 50 Meter landeinwärts. Das würde auch erklären, warum Flasche und Papier noch so gut erhalten sind.

dpa

aktualisiert am 6. März 2018