Symbolbild Impfstoff gegen Coronavirus
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Forschungserfolge
Mit Covid-19-Impfstoffen gelingt "Durchbruch des Jahres"

Das Fachmagazin "Science" hat die zehn wissenschaftlichen Durchbrüche des Jahres gewählt. Auf Platz 1: die Entwicklung von Impfstoffen gegen Covid-19.

17.12.2020

Die rasante Entwicklung effektiver Impfstoffe gegen Covid-19 ist für die Macher des renommierten "Science"-Magazins der wichtigste Forschungsdurchbruch des Jahres. Niemals zuvor hätten so viele Konkurrenten so offen und regelmäßig zusammengearbeitet, ebenso einzigartig sei die gemeinsame Anstrengung von Regierungen, Industrie, Wissenschaft und Non-Profit-Organisationen, heißt es zur Begründung des "Breakthrough of the Year".

Wie "Science"-Chefredakteur H. Holden Thorp schreibt, sei erst in den letzten Wochen vor Redaktionsschluss klar geworden, dass sich die Hoffnung auf wirksame Impfstoffe erfüllen würde: "Die Errungenschaft der Covid-19-Impfstoffe ist ein Zeugnis der Arbeit vieler engagierter Wissenschaftler heute und in der Vergangenheit." Es handele sich wirklich um einen Durchbruch für alle.

Die Autoren heben nicht nur die schnelle Entwicklung der Vakzine hervor, sondern auch die parallele Erforschung und Testung gleich mehrerer Impfstoffkandidaten in großangelegten Wirksamkeitsstudien. Allerdings habe die Geschwindigkeit auch Fehler produziert und ein Licht auf Risse zwischen Wissenschaftlern und politischen Entscheidungsträgern geworfen.

Schnelle Entwicklung hat auch Schattenseiten

"Es gab frühe Aussagen über Masken und die Übertragung durch die Luft, die revidiert werden mussten. Es gab Experten im Fernsehen, die die Wirksamkeit des Impfstoffs aufgrund von Tierversuchen in Frage stellten, die sich als unwichtig herausstellten", zählt Thorp auf. Nachrichtenberichte über Reinfektionen und Tests hätten für Verwirrung gesorgt, während Vorabdrucke von Studien Aufmerksamkeit erhielten, die dann wegen Schwächen zurückgezogen werden mussten. "Es gab ungleiche Kämpfe mit Politikern, die versuchten, die Pandemie und die Wissenschaftler auszunutzen, und in vielem davon wurde die Wissenschaft ausgespielt", kritisiert der Chefredakteur weiter.

Es sei nicht gelungen, einen Teil der Öffentlichkeit dazu zu bringen, den Empfehlungen des öffentlichen Gesundheitswesens zu vertrauen, was noch zu schwierigen Tagen führen könne, selbst wenn die lebensrettenden Impfstoffe auf den Markt gebracht würden, befürchtet er. Entsprechend plädiert der deutsche Wissenschaftskorrespondent Kai Kupferschmidt: "Das Fazit dieses Jahres kann nicht nur mehr Forschung über unbekannte, in der Natur lauernde Krankheitserreger sein. Sondern es muss ein Bemühen sein, die Bande zwischen Wissenschaft und dem Rest der Gesellschaft wieder zu beleben und zu stärken."

Im Magazin wird nicht nur die Entwicklung der Pandemie nachgezeichnet, sondern auch eine Zeitleiste mit Meilensteinen der Covid-19-Forschung aufgeführt. Ebenso ehrt das Journal elf Forscherinnen und Forscher, die 2020 an Covid-19 starben.

Auch CRISPR und KI führten zu Druchbrüchen in der Forschung

Zu den neun weiteren bahnbrechenden Forschungsarbeiten des Jahres gehören laut "Science" die Entdeckung der bis dato ältesten Höhlenmalereien auf der indonesischen Insel Sulawesi, zwei Studien zu den erstaunlichen kognitiven Fähigkeiten von Vögeln, die ersten mit der Gen-Schere CRISPR geheilten Krankheiten sowie der Einsatz von Künstlicher Intelligenz zur Vorhersage der Faltung von Eiweißen. Ebenso bemerkenswert seien die Verbesserungen bei der Vorhersagen zur globalen Erderwärmung. Zudem nennen die Autoren die zunehmende Präsenz schwarzer Stimmen in der wissenschaftlichen Gemeinschaft als wegweisende Entwicklung in der Forschungswelt.

Ein anderer Durchbruch ist für die Autoren der erste beobachtbare Zusammenhang zwischen Magnetaren, also Neutronensternen, und Fast Radio Bursts, die auch schnelle Radioblitze genannt werden. Der Ursprung jener extrem kurzen Ausbrüche von Radiostrahlung stellt Astronomen immer noch vor Rätsel, dessen Lösung nun einen Schritt näher gerückt sein könnte.

dpa