Junges Paar füllt sich zwei Gläser mit Rotwein am Küchentresen
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Studie
Moderater Alkoholkonsum belebt den Geist

Im Vergleich zu Nicht-Trinkern verbessert ein moderater Alkoholkonsum die kognitiven Funktionen. Ein Freibrief fürs Trinken ist die Studie keineswegs.

28.07.2020

Ein geringer bis moderarter Alkoholkonsum scheint die kognitiven Fähigkeiten positiv zu beeinflussen. Im Vergleich zu Nicht-Trinkern oder starken Trinkern geht ein moderater Konsum mit einer höheren kognitiven Funktionskurve und einem geringeren geistigen Abbau einher. Zu diesem Ergebnis kommt eine große Kohortenstudie aus den USA, die die Deutsche Gesellschaft für Neurologie am Dienstag vorgestellt hat. Die Daten müssten jedoch mit Vorsicht interpretiert werden, warnt der DGN-Generalsekretär Professor Peter Berlit.

Als "geringer bis moderater Alkoholkonsum" definierten die Forschenden der Studie weniger als acht Drinks pro Woche bei Frauen und weniger als 15 Drinks pro Woche bei Männern. Als Drink gelten laut Mitteilung etwa 150 Milliliter Wein oder 350 Milliliter Bier. Bei Personen mit diesem Trinkverhalten sei die Wahrscheinlichkeit für einen kognitiven Abbau um 34 Prozent geringer als bei Abstinenzlern. Auch bei den getesteten geistigen Fähigkeiten schnitten die moderaten Trinker signifikant besser ab. Bei schweren Trinkern nahm die kognitive Leistung hingegen rasant ab.

Nach Einschätzung des DGN-Generalsekretärs belegt die Studie, dass die Dosis das Gift mache. Der Experte warnt daher vor ungezügeltem Alkoholkonsum, der lebensgefährliche neurologische Folgen haben könne. "Alkohol ist ein Zellgift, auf das Nerven- und Gehirnzellen besonders empfindlich reagieren", sagte Berlit. Er vermutet, dass der nachgewiesene positive Effekt des moderaten Konsums auf die kognitive Funktion über eine schützende Wirkung des Alkohols auf Blutgefäße vermittelt ist. Das passe zu dem Wissen, dass Demenz oft durch Gefäßschäden verursacht werde. Ein kausaler Zusammenhang sei jedoch nicht belegt.

In die Studie flossen der Mitteilung zufolge Daten von knapp 20.000 US-Bürgerinnen und Bürgern von durchschnittlich 62 Jahren ein. Diese stammten aus der allgemeinmedizinischen "Health and Retirement Studie" (HRS), deren Teilnehmende seit 1992 alle zwei Jahre untersucht werden. Bei einigen Teilnehmenden haben die Autorinnen und Autoren der Studie demnach auch kognitive Funktionstests zu Wortschatz, Worterinnerung und dem mentalen Status durchgeführt. Neben Gedächtnisleistung, Konzentrationsfähigkeit, Orientierung und Urteilsvermögen analysierten sie dafür auch mathematische Fähigkeiten.

ckr