Studie
Nasaler COVID-19-Impfstoff könnte Übertragung stoppen
Wie eine an der Washington University School of Medicine in St. Louis durchgeführte Tierstudie zeigt, könnte ein COVID-19-Impfstoff, der in die Nase oder den Mund verabreicht wird, die Übertragung des Virus blockieren. Das Ergebnis der Studie wurde in der Zeitschrift "Science Advances" veröffentlicht. Der "Tagesspiegel" hatte zuerst berichtet.
Mit herkömmlichen Impfungen sei es in der Pandemie nicht gelungen, die Ausbreitung der Krankheit zu verhindern. Dies könnte nun durch Impfstoffe der neuen Generation erreicht werden, die auf die Eintrittspforten des Virus abzielen. Der nasale Impfstoff habe den Übertragungszyklus bei infizierten Hamstern durchbrechen können – während die Ausbreitung unter Einsatz eines herkömmlichen Injektionsimpfstoffs ungehindert stattfand. Der nasale Impfstoff basiert auf einer an der Washington University entwickelten Technologie und wurde in Indien bereits zugelassen.
Vorteile von Schleimhaut-Impfstoffen
"Um eine Übertragung zu verhindern, muss die Virusmenge in den oberen Atemwegen niedrig gehalten werden", erklärt Erstautor Jacco Boon, Associate Professor für Medizin, Mikrobiologie, Pathologie und Immunologie an der Washington University. "Je weniger Viren vorhanden sind, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass man eine andere Person ansteckt, wenn man hustet oder niest oder sie auch nur anhaucht." Schleimhautimpfstoffe seien Injektionsimpfstoffen in dieser Hinsicht überlegen, weil sie eine Immunreaktion genau dort auslösten, wo sie gebraucht werde.
Der Nachweis für eine verringerte Übertragung sei allerdings schwer zu erbringen. Boon und sein Team entwickelten ein Modell für die Übertragung in einer Gemeinschaft und überprüften es anhand von Hamstergruppen: Bei einem achtstündigen Kontakt mit infizierten Hamstern sei ein Großteil der geimpften oder ungeimpften Hamster erkrankt. Es habe sich jedoch gezeigt, dass die Viruskonzentration in den Atemwegen 100mal bis 100.000mal niedriger war, wenn das Tier nasal geimpft worden war.
In einem nächsten Schritt wurden die nasal geimpften Hamster, die eine Infektion entwickelt hatten, mit gesunden – geimpften und ungeimpften – Hamstern zusammengebracht. Keiner der gesunden Hamster wurde infiziert. Dagegen infizierte sich circa die Hälfte der Hamster, wenn sie mit erkrankten Hamstern in Kontakt kamen, die eine herkömmliche Impfung erhalten hatten. Diese Ergebnisse könnten nach Ansicht von Boon entscheidend sein für den Fall, dass die Vogelgrippe, die bereits einen Ausbruch bei Rindern verursacht hat, auf den Menschen übergehe.
Dieser Artikel wurde am 7.8. um 10:50 Uhr zum ersten Mal aktualisiert (Infobox) und am 2.8. erstmals veröffentlicht.
Sorge wegen niedriger Impfraten
Während Testergebnisse auf steigende Infektionszahlen deuten, gehen die Impfraten für Risikogruppen und Gesundheitspersonal zurück, berichtet die dpa mit Verweis auf die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Wie die WHO aufgrund von Daten aus 84 Ländern gemeldet habe, steige der Anteil an positiven Corona-Testergebnissen seit einigen Wochen und liege über 10 Prozent. In Europa liege die Rate bei über 20 Prozent. Abwasser-Analysen zeigten jedoch, dass das Virus sogar noch wesentlich stärker verbreitet sei, als die Infektions-Statistiken es nahelegten, sagte WHO-Expertin Maria Van Kerkhove in Genf. Allein bei den Olympischen Spielen in Paris seien mehr als 40 Athletinnen und Athleten positiv getestet worden.
hes