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Wissenschaftliche Publikationen
Neue Plattform veröffentlicht Paper in Häppchen

Die neue Plattform "Octopus" will das Publizieren von Forschungsergebnissen verändern und mehr Wert auf deren Entstehung legen. Wie geht das?

06.07.2022

Das Publikationswesen in der Wissenschaft ist reformbedürftig. Verschiedene Verlage und Journale bemühen sich daher um eine Entwicklung hin zu Open Science und um alternative Publikationsformen. Auch die neue Plattform Octopus soll eine Alternative zum klassichen Paper bieten. Es sei eine kostenlose Plattform, die allen offen stehe und eine schnellere Publikation ermögliche, erklärte das Joint Information Systems Committee (Jisc), eine britische gemeinnützige Organisation, bei der Vorstellung ihres neuen Formats, das vergangene Woche gestartet ist. Zuerst hatte die "Süddeutsche Zeitung" berichtet.

Demnach teilt Octopus den klassische Artikel-Aufbau – Einleitung, Methodenteil, Ergebnisse, Diskussion – in Einzelteile auf, die separat veröffentlichbar und bewertbar seien. Forschende könnten Einzelbeiträge in den acht Kategorien Problem, Hypothese, Methode, Ergebnis, Analyse, Interpretation, Anwendung und Peer Review, publizieren. Andere Forschende könnten diese mit null bis fünf Sternen bewerten. Ein Gesamt-Paper, das all diese Kategorien enthält, gebe es nicht mehr, die Einzelabschnitte seien aber miteinander verknüpft.

In diesem Aufbau ist es laut dem Anbieter zum Beispiel möglich, dass ein Forschender unter seinem Namen eine Hypothese veröffentlicht, ein anderer Experimente dazu durchführt und seine Ergebnisse publiziert und ein dritter deren Interpretation und Anwendung diskutiert. Jeder und jede erhalte für den von ihm oder ihr beigetragenen Aspekt die entsprechende Anerkennung. Octopus sei eine Art "Patentbüro", das dokumentiere, wer wann was getan habe. Die Inhalte könnten zusätzlich in anderen Zeitschriften publiziert werden.

Nach Ansicht der Leiterin von Octopus, Alexandra Freeman von der Universität Cambridge, würden derzeit wissenschaftliche Arbeiten vorwiegend anhand ihrer Ergebnisse beurteilt, wodurch beim Publizieren beeindruckenden Ergebnissen und "guten Geschichten" der Vorzug vor soliden Theorien und Methoden gegeben werde. Die neue Plattform soll das ändern, indem sie stärkeren Wert auf die Qualität von Forschungsprozessen als nur auf deren Ergebnisse legt. Forschende könnten sich so stärker auf ihre Arbeit konzentrieren, meint Freeman.

Ob die häppchenweise Veröffentlichung von Forschungsprojekten und ihren Ergebnissen aber tatsächlich etwas an der jetzigen Publikationslogik und dem Publikationsverhalten der Forschenden ändert, bleibt abzuwarten.

ckr