Das Foto zeigt einen Storch im Flug.
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Ornithologie
Nicht alle Störche fliegen gleich gut

In einer faszinierenden Studie haben Ornithologen die Flugfähigkeit von Störchen untersucht. Diese ist nicht nur für den einzelnen Vogel bedeutend.

03.06.2018

Von den Flugfähigkeiten der Störche hängt ihre Position innerhalb der Gruppe ab und auch, wo sie den Winter verbringen werden. Tiere, die viel mit den Flügeln schlagen, fliegen weniger weit als die, die Thermik besser ausnutzen können. Das haben Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Ornithologie und der Universität Konstanz herausgefunden.

Die Wissenschaftler haben nach Mitteilung des Instituts so genau wie noch nie den Gruppenflug von Störchen verfolgt. Die Daten der tausend Kilometer langen Etappen zeigen demnach erstmals, wie die Flugleistung eines Vogels, sein Sozialverhalten und seine globale Reiseroute miteinander verknüpft sind.

Durch eine ausgeklügelte Analyse der GPS-Daten haben die Wissenschaftler herausgefunden, dass es in den Reisegruppen der Störche Leitvögel gibt. Diese leiten die Gruppe zu Regionen mit günstiger Thermik, wo die Vögel von der aufsteigenden Warmluft förmlich in die Höhe gesogen werden. So können sie von aktivem Flug in den Segelflug übergehen und dabei viel Energie sparen.

Effiziente Flieger fliegen voraus

Eine detaillierte Auswertung der hoch aufgelösten GPS-Daten beschreibt die Flugbahnen der Leitvögel genau. "Sie sind die, die die Thermikgebiete ausfindig machen und die geeignetsten Regionen innerhalb der Thermik suchen. Deshalb müssen sie ihre Bahnen immer wieder anpassen", erklärt Máté Nagy, der die Daten der Sender analysiert hat. Die nachfolgenden Tiere profitieren dann von den Erfahrungen der Leitvögel und können sich in regelmäßigeren Bahnen nach oben schrauben. Folgetiere seien etwas langsamer und verlieren schneller an Höhe. Um nicht den Anschluss an die Gruppe zu verlieren, müssten sie mehr mit den Flügeln schlagen und die Aufwindsäulen verlassen, noch bevor sie oben angekommen sind.

Von den Flugfähigkeiten hängt aber nicht nur die Position innerhalb der Gruppe ab. Wie lange ein Storch im Segelflug dahingleiten kann, beeinflusst offenbar auch, wo er den Winter verbringen wird. Tiere, die viel mit den Flügeln schlagen, fliegen weniger weit als die, die Thermik besser ausnutzen können. Für eher mittelmäßige Flieger sei es offenbar günstiger, im Süden Spaniens zu überwintern – zumal sie auf den dortigen Müllhalden ausreichend Nahrung finden können.

Reisegruppe mit Sozialstruktur

Ein Storch, der mit weniger Flügelschlägen auskommt, gehört zu den Führungstieren seiner Gruppe. Sein Überwinterungsgebiet liegt in Nordafrika. Während der eine über 1.000 Kilometer zurücklegt, kommen bessere Flieger auf fast 4.000 Kilometer. "Die Flugeigenschaften sind für die Position innerhalb der Gruppe von so zentraler Bedeutung, dass wir schon wenige Minuten nach dem Abflug eines Vogels im Herbst vorhersagen können, ob er in Europa überwintern oder nach Westafrika weiterfliegen wird", erklärt Andrea Flack.

gri